Fernsehsendung

Bayerisches Fernsehen

Capriccio, Samstag, 28.1.2006, 21:15

Kometenstreit im Chiemgau!

Zweifel am Meteoriteneinschlag vor 2500 Jahren

Capriccio, in vielen Sprachen gegenwärtig, kann ins Deutsche u.a. als Schnickschnack übersetzt werden. So stellte sich der Beitrag des Bayerischen Fernsehens zum „Kometenstreit“ auch dar. Wenig journalistische Sorgfalt und eine oberflächliche Recherche drücken sich nicht nur im Untertitel „Zweifel am Meteoriteneinschlag vor 2500 Jahren“ sondern auch in der ziemlich einseitigen Präsentation aus.

Was heißt “ Zweifel am Meteoriteneinschlag“? Natürlich werden Zweifel am Einschlag artikuliert, das aber hauptsächlich von Seiten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD), bei dem wir die Kompetenz für geologische, geophysikalische, astronomische, mineralogische, petrologische und geochemische Fragen eines Impaktes anzweifeln, sowie von Seiten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt/Geologisches Landesamt (LfU), das nach eigenem Bekunden niemanden hat, der sich mit meteoritischem Impakt auskennt.

Stattdessen hätte der Untertitel z.B. auch heißen können: „Befunde der Forscher stützen sehr stark die Annahme eines Kometeneinschlages“. Dann nämlich, wenn der Autor der Sendung sich die (kleine!) Mühe gemacht hätte, die neuen und neuesten Arbeiten der Forscher von den Universitäten Tübingen, Würzburg, Antwerpen und Jena zur Kenntnis zu nehmen.

So aber wurde z.B. ein Mitarbeiter des LfU (das – noch einmal – nach eigenem Bekunden niemanden mit Impakterfahrung hat) präsentiert, der mit einfachen Erklärungen zu Impaktbefunden aufwartete. Es ging um den Impakthorizont bei Grabenstätt am Tüttensee, der hier auf der Webseite im Detail vorgestellt wird. Der geologisch ungestörte Horizont in ca. 80 cm Tiefe zeichnet sich neben intensiven Zerbrechungen durch eine extreme Korrosion nahezu sämtlicher Komponenten jeglicher Gesteinszusammensetzung aus, die von manchen Geröllen nur noch „Skelette“ übriggelassen hat. Zusammen mit der Gesteinsauflösung besitzen die meisten der Komponenten eine kohlenstoffhaltige Umkrustung, in der z.T. röntgenographisch Graphit nachgewiesen werden konnte. Die Umkrustung, die sich als schwarze Imprägnation z.T. tief in die Gerölle hinein fortsetzt, gibt diesem Horizont die auffallende Farbe als besonderes Merkmal.

Für Dr. E. Geiß vom LfU ist das offenbar alles nichts besonderes. In der Capriccio-Sendung werden dafür z.B. einfach Verwitterungsprozesse verantwortlich gemacht, bei denen die Komponenten dann zerfallen. Wir fragen Herrn Dr. Geiß:

— Haben Sie einen derartigen Horizont (nicht einzelne, von Ihnen irgendwo herausgepickte Komponenten) schon irgendwo in einer geologischen Ablagerung auf der Welt, speziell in holozänen und pleistozänen Ablagerungen des Alpenvorlandes gesehen oder darüber gelesen?

— Wie erklären Sie sich, daß diese Veränderungen (die Zerbrechungen, die Gesteinsauflösung und die schwarze Imprägnation) sich auf eine Schicht von 10 – 15 cm Dicke beschränken, Schichten darunter und darüber aber normale, feste, harte alpine Gerölle ohne jegliche Umkrustungen führen?

— Wie erklären Sie sich die Herkunft des Graphits in den Geröllumkrustungen?

Antworten zu diesen Fragen aus Sicht der Forscher, die sich mit diesem Phänomen wirklich beschäftigt haben, findet man hier: Ein Impakthorizont bei Grabenstätt.