Chiemgau-Impakt: Artikel zur Impakt-Bodenverflüssigung (Liquefaktion)

Artikel zum Phänomen der Donnerlöcher im Raum Kienberg:

http://www.springerlink.com/content/1166143hjp83647w/

The sinkhole enigma in the alpine foreland, Southeast Germany: Evidence of impact-induced rock liquefaction processes

von Kord Ernstson, Werner Mayer, Andreas Neumair und Dirk Sudhaus

Central European Journal of Geosciences

Der Artikel beschreibt die ersten geologischen und geophysikalischen Untersuchungen zum Phänomen der sogenannten „Donnerlöcher“ im Raum Kienberg nördlich vom Chiemsee in Südost-Bayern. Die Autoren kommen zum Schluss, dass die seit Menschengedenken rätselhaften unzähligen plötzlichen Geländeeinbrüche (Erdfälle) auf späte und auch noch heute wirksame Prozesse einer früheren schockartigen Bodenverflüssigung (Liquefaktion) im Untergrund zurückzuführen sind, wie sie von sehr starken Erdbeben bekannt ist. Die geologisch so markanten Strukturen im Untergrund, wie sie diese neuen Untersuchungen aufgedeckt haben, werden als Folge des Impaktschocks im Zuge der Entstehung des Chiemgauer Meteoritenkrater-Streufeldes (Chiemgau-Impakt) verstanden.

Charakteristische Bilder zu diesem bemerkenswerten Phänomen der  sogenannten Donnerlöcher aus dem Untersuchungsgebiet bei Kienberg mit einigen Erläuterungen folgen hier anschließend.

frisch eingebrochener Erdfall Bodenverflüssigung durch Impaktschock Chiemgau-Impakt

Ein frisch eingebrochenes Donnerloch – als Spätfolge der Gesteinsverflüssigung in der Region von Kienberg; Chiemgau-Impakt.

geologischer Schurf, Aufgraben eines Donnerlochs Chiemgau Impakt

Beginn des Aufgrabens eines plombierten Donnerlochs; Gesteinsverflüssigung in der Region von Kienberg.

impakt-induzierter Erdfall vor dem Aufmachen Chiemgau Impakt

Vor dem Aufgraben: Ein plombiertes Donnerloch bei Kienberg im Bereich des Phänomens der Impakt-Bodenverflüssigung.

schock-induzierte Perforation einer Nagelfluh-Platte als Resultat einer explosiven Entladung bei der Bodenverflüssigung Chiemgau Impakt

Das aufgegrabenen Donnerloch #1 mit dem eindrucksvollen Aufschluss der perforierten Nagelfluh-Platte. Mit Nagelfluh bezeichnet man ein extrem verfestigtes, betonartiges Konglomerat. Die Perforation ist das Ergebnis einer schock-induzierten Bodenverflüssigung mit explosiver Entladung nach oben. Die weiße Farbe rührt vom Kratzen des Baggers her, dem es nicht gelang, die harte Nagelfluh-Platte zu durchdringen.

hochenergetische Intrusion und Aufwölbung im Prozess der Gesteinsverflüssigung Chiemgau Impakt

Der geologische Schurf beim Donnerloch #1 demonstriert den heftigen Schock von unten. a = die Perforation der Nagelfluhplatte; b = Intrusion von sandig-kiesigem Material; c = Aufwölbung der hangenden Schichten; d = aus der Nagelfluhplatte herausgebrochene und hochgedrückte Nagelfluhbrocken.

zerbrochene Gerölle Intrusion bei der hochenergetischen Intrusion Chiemgau Impakt

Heftigst zerbrochene Gerölle vom Top der Intrusion innerhalb der weichen Deckschichten beweisen ein plötzliches, hochenergetisches Ereignis. Gesteinsverflüssigung in der Region von Kienberg; Chiemgau-Impakt.

geologischer Schurf, Aufgraben Donnerloch 2, Brekzien-Intrusion Chiemgau Impakt

Freilegung von Donnerloch #2 bei Kienberg. Man beachte die brekzien-ähnlichen Intrusionen (dunkel) in die Löss-Deckschichten hinein. Schock-induzierte Gesteinsverflüssigung beim Chiemgau-Einschlag.

Donnerloch #2 Aufgrabung einer Kollaps-Struktur Bodenverflüssigung Chiemgau Impakt

Wand in der Auskofferung von Donnerloch #2. Gesteinsverflüssigung in der Region von Kienberg.

Hohlräume bei der Aufgrabung von Donnerloch 2, Bodenverflüssigung, Chiemgau Impakt

Hohlräume, die von dem Schurf angefahren wurden. „Embryo“ eines zukünftigen Donnerloch-Kollapses. Folge der Gesteinsverflüssigung beim Chiemgau-Impakt.

schwere Blöcke aus Nagelfluh mehrere 100 kg 1 m hochgehoben, Bodenverflüssigung, Chiemgau Impakt

Nagelfluh-Blöcke mit bis zu mehreren 100 kg Gewicht, die durch die explosive Druckentladung bis zu 1 m in die Höhe gehoben wurden.

Google Earth Satellitenbild von Mörn, aktives Donnerloch, Sandexplosion, Bodenverflüssigung Chiemgau Impakt

Anwesen von Mörn bei Kienberg. a = Ort (der kleine helle Fleck) der aktiven Einsenkung – vermutlich ein bald kollabierendes Donnerloch. Hier wurden geophysikalische Messungen (komplexe Widerstandsmessungen, Electrical Imaging für Widerstand und Induzierte Polarisation) durchgeführt. b = Nach Aussage der Besitzer bestand der Teich ursprünglich aus zwei kreisrunden Einzelbecken. Wir vermuten, dass sie ebenfalls mit der Gesteinsverflüssigung beim Chiemgau-Impakt zusammenhingen und bei der explosiven Entladung (Sand-Explosion) entstanden, wie sie gut von sehr schweren Erdbeben (z.B. vom New Madrid-Erdbeben in den USA 1811/1812) bekannt ist.

komplexe Widerstandsmessungen, electrical imaging, aktives Donnerloch, Bodenverflüssigung Chiemgau Impakt

Geoelektrik-Messungen. Electrical Imaging (Widerstand und induzierte Polarisation, IP) über der aktiven Einsenkung von Mörn. Instrument: LIPPMANN 4point light high power für spektrale IP.

Pseudosektionen spezifischer Widerstand Induzierte Polarisation, electrical imaging, aktiver Erfall, Bodenverflüssigung, Chiemgau Impakt

Profil des Electrical Imaging über der aktiven Einsenkung von Mörn: Pseudosektion des scheinbaren spezifischen Widerstandes und der scheinbaren induzierten Polarisation. In der IP-Pseudosektion sieht man ganz besonders schön die Ausbildung der teilweise nach oben durchschlagenden Intrusionen. In vielen Fällen bringen Messungen der IP eine weitaus bessere Auflösung von Untergrundstrukturen verglichen mit Messungen des reinen Widerstandes.

Chiemgau-Impakt: Die Gravimetrie des Tüttensee-Kraters – neu beleuchtet

Wir wurden von einem aufmerksamen Internet-Besucher auf einen Blogartikel des Dr. Robert Huber, Meeresgeologe von der Universität Bremen (den wir bereits im Zusammenhang mit den regmaglyptischen Furchensteinen vom Chiemsee und seiner Interpretation als Fraß von Bakterien, Algen und Muscheln kennengelernt haben) hingewiesen, in dem Huber auf die Gravimetrie des Tüttensee-Kraters (Ernstson 2005) eingeht (Huber 2011). Wir haben uns diesen Blog-Text angeschaut und gefunden, dass Huber eine ganz neue, verblüffende Erklärung für die Schwereanomalien gefunden hat. Gleich zu Beginn lesen wir, dass Huber bereits in einem vorangegangenen Beitrag gemeint hat, zur Interpretation der Gravimetrie beitragen zu können. Diesen Beitrag haben wir leider nicht mehr im Blog finden können, worauf uns der oben genannte aufmerksame Leser mitgeteilt hat, dass in diesem nun nicht mehr existierenden Beitrag Huber offensichtlich die beiden geophysikalischen Verfahren der Gravimetrie und Geomagnetik nicht recht hat unterscheiden können.

In dem hier zur Diskussion stehenden Beitrag ist allerdings nur noch von der Gravimetrie am Tüttensee die Rede. Kurz zusammengefasst lautet die These von Huber: „Chiemgau-Impakt: Die Gravimetrie des Tüttensee-Kraters – neu beleuchtet“ weiterlesen

Meteoriteneinschlag bei Nördlingen in Spiegel Online – gar nicht so rätselhaft

Meteoriteneinschlag bei Nördlingen – Geologen ergründen Europas Urkatastrophe.

Das meiste, was der Spiegel da an aufregenden Dingen berichtet, ist seit langer Zeit bekannt. Und gar nicht so rätselhaft, wie im Artikel suggeriert, waren bzw. sind die Beobachtungen zu den geringen Schmelzmengen und zum fehlenden Zentralberg. Die fehlenden Schmelzmengen bei Meteoritenkratern in Untergrundgesteinen aus Sedimenten und gemischt Sedimenten/Kristallingesteinen wurden schon vor 30 Jahren festgestellt und erörtert. In der Arbeit von Kieffer, S. & Simonds, C.S. (1980): The role of volatiles and lithology in the impact cratering process. – Review of Geophysics and Space Physics, 18, 143-181 „Meteoriteneinschlag bei Nördlingen in Spiegel Online – gar nicht so rätselhaft“ weiterlesen

Der Chiemgau-Impakt und Wikipedia

Wir verfolgen mit Interesse Diskussionen zu einschlägigen
Wikipedia-Artikeln und möchten, dass die Leser/innen dieser Seite die Möglichkeit
haben, sich einen eigenen Eindruck von der wechselvollen Qualität der
Diskussionsbeiträge zu machen und sich ein eigenes Urteil über die
verschiedenen Versionen der Wikipedia-Artikel zu bilden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Chiemgau-Einschlag

 

Neuer Artikel in Mediterranean Archaeology & Archaeometry – International Scientific Journal

THE CHIEMGAU METEORITE IMPACT AND TSUNAMI EVENT (SOUTHEAST GERMANY): FIRST OSL DATING

I. Liritzis, N. Zacharias, G.S. Polymeris, G. Kitis, K. Ernstson, D. Sudhaus, A. Neumair, W. Mayer, M.A. Rappenglück, B. Rappenglück

Mediterranean Archaeology and Archaeometry, Vol. 10, No. 4, pp. 17‐33

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