Chiemgau-Impakt (oder Chiemgau-Einschlag) bezeichnet einen mittlerweile vielfach belegten Meteoriteneinschlag als ein außergewöhnliches Ereignis in vorgeschichtlicher Zeit (Bronzezeit, Keltenzeit), bei dem ein kosmischer Körper (Komet oder Asteroid) in Südostbayern einschlug und ein großes Kraterstreufeld mit allen einschlägig wichtigen Belegen hinterließ. Diese Webseite widmet sich allen Aspekten der Forschung mit Berichten und Publikationen zu den Geowissenschaften, der Astronomie, Archäologie und Geschichtswissenschaft, aber auch den Diskussionen zu diesem spektakulären Forschungsgebiet. Die im Wikipedia-Artikel „Chiemgau-Einschlag“ bisher zu lesende Behauptung, dass die Hypothese des Impaktes widerlegt sei, war grob irreführend und verkörperte, parteiergreifend, die Position von Gegnern des Chiemgau-Impaktes.
Zur 74.Jahrestagung der Meteoritical Society, 8 – 12. August in Greenwich, England, sind bereits alle Abstract-Artikel (also Zusammenfassungen der Tagungspräsentationen) im Internet erschienen. Für den Chiemgau-Impakt sind insbesondere folgende drei Beiträge interessant, da sie dazu einen unmittelbaren Bezug aufweisen. (Die Abstract-Artikel können jeweils heruntergeladen werden)
Von den Autoren ist insbesondere Werner Müller herauszustellen, der in jüngster Zeit sehr akribisch Geländebefunde im Saarland aufgenommen und besondere Gesteine und Gläser sowie vermutete Meteorite gesammelt hat. Er hat daraus auf die mögliche Existenz „Der Chiemgau-Impakt – auch im Saarland?“ weiterlesen
SEM and TEM analyses of minerals xifengite, gupeiite, Fe2Si (hapkeite ?), titanium carbide (TiC) and cubic moissanite (SiC) from the subsoil in the Alpine Foreland: Are they cosmochemical?
M. Hiltl1, F. Bauer2, K. Ernstson3, W. Mayer4, A. Neumair4, and M.A. Rappenglück4
1Carl Zeiss Nano Technology Systems GmbH, Oberkochen, Germany, 2Oxford Instruments GmbH NanoScience, Wiesbaden, Germany, 3University of Würzburg, Germany, 4Institute for Interdisciplinary Studies, Gilching, Germany
Der Tüttensee bei Grabenstätt: Keinerlei Hinweise und Beweise für einen Toteisursprung.
In jüngster Zeit ist von Gegnern des Chiemgau-Impaktes eine wissenschaftliche Abhandlung aus den siebziger Jahren (Gareis, J. [1978]: Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg, 101 Seiten) bemüht worden, in der die Toteisgenese des Tüttensees angeblich nachgewiesen sei. So schreibt z.B. Dr. Robert Huber in seinem Chiemgau-Blog:
„…. hat Josef Gareis bereits im Jahr 1978 die Toteisgenese des Tüttensees mit geomorphologischen und sedimentologischen Untersuchungen nachgewiesen.“
In dieser Arbeit werden der Tüttensee und seine Umgebung auf knapp 2 Seiten (inkl. Fußnote) berücksichtigt, und nach dem dort gedruckten Text (wörtliche Zitate nachfolgend in kursiv) kann J. Gareis keineswegs als Kronzeuge für eine Glazialbildung der Tüttensee-Hohlform benannt werden. Eher das Gegenteil ist der Fall. Das wird nachfolgend belegt.
Der Autor beschreibt die vorhandene Struktur wie folgt:
„Es entstandin Form einer 8 die doppelte Tüttensee-Ringterrasse.“. Weiter wird dazu im Text ausgeführt:: „Innerer Aufbau und Form der Terrasse, vor allem der Kantenverlauf sprechen gegen eine Entstehung durch glaziale … oder fluvioglaziale … Prozesse.“
Welcher Prozess dann zur Bildung der sogenannten Ringterrasse geführt hat, wird nicht erklärt.
Nun zur Fußnote [man beachte: Fußnote!] in dieser Arbeit, in der der Autor näher auf den Tüttensee eingeht:
Frühere Auffassungen, dass im Sonnensystem neben den Planeten nur eisige Kometen, steinige Asteroiden und Metallbrocken im All ihre Bahnen ziehen, wurden bereits in den letzten Jahrzehnten durch die astronomische Forschung widerlegt (siehe MBC). Neueste Ergebnisse des JPL (Jet Propulsion Laboratory) und der NASA zeigen deutlich, dass sowohl aufgrund der Anzahl als auch der Zusammensetzung der Objekte bisherige Annahmen in der Lehrmeinung der Impaktforschung nicht der Realität entsprechen.
Allein im Zehnermeter-Bereich geht das JPL von ca. 50.000.000 (50 Millionen) Objekten aus, von denen statstisch eines täglich innerhalb der Mondumlaufbahn seinen Kurs an der Erde vorbeizieht und ca. alle 10 Jahre eines die Erdatmosphäre durchdringt. (Quelle: http://neo.jpl.nasa.gov/news/news169.html)
In der nachstehenden Grafik sind die aktuellen Zahlen über Erfassung der letzten Jahrzehnte dargestellt – hier ist besonders der rote Bereich interessant: Objekte größer 1 km, die bei einem Impakt wesentlich mehr als regionale Auswirkungen hätten.
Ebenso ist das Alter und die Zusammensetzung dieser Objekte nach den Resultaten des Spitzer Weltraum-Teleskops, das im Infrarot- Bereich arbeitet, wesentlich variabler, als bisher angenommen:
Demnach existieren Objekte mit (prä)solaren Altern bis hin zu „jüngeren“, die durch Kollisionen zustande gekommen sind. Darüber hinaus ist aus den ermittelten physikalischen Eigenschaften jede vorstellbare Mixtur aus verschiedensten Materialien „NEOS (NEAR-EARTH OBJECTS): REALITÄT UND LEHRBÜCHER“ weiterlesen
Im Hinblick auf die gebetsmühlenartig von Kritikern vorgebrachten Argumente, das Chiemgau-Kraterstreufeld sei nach Computer-Simulationen viel zu groß (Reimold et. al. 2006, Wünenmann et al. 2007), es sei ausgeschlossen, dass andere Meteorite als Eisenmeteorite kleine Krater am Boden erzeugen können (Reimold et. al. 2006), es sei ganz und gar unmöglich, dass Kometenbruchstücke ein Kraterfeld auf der Erde erzeugen können (Reimold et al. 2006), und darauf, dass wir ohnehin alles über Kometen wissen [„Kometenmaterial ist unverändert seit der Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren.“ (Jessberger 2005). Und: „Kometen tragen keine »unbekannten Stoffe«“ (Jessberger 2006)] bringen wir nachfolgend einige neue Ergebnisse (Main Belt Comets, großes Kraterstreufeld in Argentinien, Steinmeteoriten-Krater von Carancas, Peru) zu diesem Themenkomplex.
Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter sind von 1979 bis 2010 fünf Objekte mit Durchmessern von ca. 150 m bis ca. 5 km entdeckt worden, die kometenähnliche Eigenschaften besitzen. Ihr Orbit liegt im Bereich des Asteroidengürtels ohne signifikante Abweichungen. Im Gegensatz zu den restlichen Asteroiden zeigen sie folgende Eigenheit:
• Masseverlust, gekennzeichnet durch einen Schweif (Staub, Gas, Geröll), wie bei Kometen in Abhängigkeit von der Position zur Sonne
Dies ist ein Hinweis auf einen deutlichen Gehalt an volatilen Stoffen in Form von Eis unter diverser Bedeckung. Der Zeitraum des kometenhaften Verhaltens dieser Objekte wird im Bereich von Tausenden von Jahren angenommen. Es wird international diskutiert, ob diese Art von Asteroiden für das Vorhandensein von Wasser auf der Erde einen Anteil geliefert hat, da das Wasserstoffisotopenverhältnis des irdischen Wassers mit bisher gemessenen Verhältnissen bei Kometen nicht vereinbar ist. Ihre Entstehung durch Kollisionen im Asteroidengürtel und dadurch näher an die Oberfläche gebrachte Eisvorkommen ist ebenfalls in Diskussion.
Zuletzt wurde ein Objekt dieser Art mit ca. 150 m Kerndurchmesser (heller Punkt links unten) im Jan. 2010 entdeckt und mit dem Hubble-Teleskop fotografiert:
Liebe Museumsbesucher und solche, die es werden möchten:
Wegen der Virus-Pandemie war unser Impakt-Museum in Grabenstätt in der letzten Zeitgeschlossen. Das hatte zur Folge, dass das CIRT und der Verein auch nicht an dem seit Jahren begangenen Internationalen Museumstag im Mai, an dem das CIRT und der Verein regelmäßig teilgenommen haben, zum Besuch anregte. Der Deutsche Museumsbund e.V. als Veranstalter des Tages hatte die interessierten Museen deshalb eingeladen, den Tag digital mit der Erstellung eines virtuellen Museums zu begehen und für die so teilnehmenden Museen auch zu werben. Wir, der Verein und das CIRT, haben diese tolle Idee umgesetzt und das oben mit dem Bild anklickbare virtuelle Chiemgau-Impakt Museum in die Welt gesetzt. Das war nicht nur eine vielleicht unbefriedigende Ersatzlösung; wir haben die Gelegenheit genutzt, die nun seit über 10 Jahren Existenz etwas in die Jahre gekommene Ausstellung im Museum zumindest virtuell auf den allerneuesten Stand zu bringen, der kürzlich gemachte Funde und Befunde, Analysen, internationale Kongress-Präsentationen und Veröffentlichungen, selbst neue Hypothesen vereint. Besuchen Sie uns!
Das reale Museum in Grabenstätt: Wieder geöffnet!
Seit Oktober 2009 gibt es ein kleines Museum zum Chiemgau-Impakt. Die permanente Ausstellung befindet sich in Grabenstätt, im Außengebäude des Rathauses in der Schlossökonomie. Die Organisation liegt bei der Gemeinde Grabenstätt, und als Autoren der Ausstellung zeichnet das CIRT (Chiemgau Impact Research Team).
Ort der Ausstellung: die Schlossökonomie, Rathaus Grabenstätt
In 17 Vitrinen ist eine große Anzahl von Funden zur Geologie, Petrographie und Mineralogie aus dem Kraterstreufeld zusammengestellt. Vergleichsstücke aus Industrie und sonstiger menschlicher Produktion finden sich ebenso wie Anschauungsstücke aus anderen Meteoritenkratern auf der Erde.
Ein Blick in das Impakt-Museum
Ergänzt wird die Vitrinenpräsentation durch insgesamt 18 großformatige Poster, die den gesamten Themenbereich ausführlich mit Text und vielen Bildern erläutern und die weiter unten einzeln angeklickt werden können.
Öffnung (zugänglich über Tourist-Information, Rathaus/Schlossökonomie)
Öffnungszeiten der Tourist-Information:
In den Sommermonaten bis 8. 9. 2022
Mo: 8 – 12 Uhr
Die – Fr: 9 -12 Uhr
Mo – Do auch 14 – 16 Uhr
01.07. – 10.09.22 Samstag: 9 – 11.30 Uhr.
An Feiertagen nicht geöffnet.
In den Wintermonaten Montag: 08:00 – 12:00 Uhr Dienstag bis Freitag: 09:00 – 12:00 Uhr Donnerstag auch 14:00 – 16:00 Uhr für Gruppen auch auf Anfrage (Tel. 08662-419680).
Sämtliche Poster können Sie durch das Anklicken der folgenden Titel aufrufen:
Die Quellenangaben – sofern sie nicht unmittelbar mit den Bildern verknüpft sind – erfolgten nach bestem Wissen und Gewissen. Bitte unterrichten Sie uns gegebenenfalls bei Irrtümern oder Unterlassungen. Wir werden das sofort abändern. Nördlinger Ries, Steinheimer Becken und Chiemgau-Kraterstreufeld: drei Großmeteoriteneinschläge (Impakte) in Deutschland: Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Bayern, TOP 10 Bayern (3 x), http://www.eastchester.k12.ny.us/schools/hs/teachers/fermann/documents/ImpactCraters.kmz, NASA (2 x), E.P. Gurov & E.P. Gurova (1 x) http://www.fas.org/irp/imint/docs/rst/Sect18/Sect18_4.html (1 x). Der topgraphische und geologische Rahmen: Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Bayern, TOP 10 Bayern (1 x), Geol. Karte 1 : 500 000, LfU (früher Bayer. Geol. LA) (1 x, Ausschnitt), Wikipedia (1 x), http://www.hi.is/~oi/glacial_geology_photos.htm (1 x), North Dakota Geological Survey (1 x). Dokumente einer Katastrophe: Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Bayern, TOP 10 Bayern (2 x). Der Tüttensee-Krater bei Grabenstätt: Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Bayern, TOP 10 Bayern (1 x) Geophysik – ein Blick in den Untergrund: Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Bayern, TOP 10 Bayern (1 x) Ein Schock für die Gesteine: B.M. French: Traces of Catastrophe (1 x) Deformationen: http://kingmagic.wordpress.com/2007/01/11/strike-a-light/ (1 x) Bekanntes, Ungewöhnliches, Exotisches: http://volcanoes.usgs.gov/images/pglossary/AccretLap.php (1 x), F. Claudin (1 x) Ein Schock für die Gesteine – hohe Drücke und Temperaturen im Chiemgau-Kraterstreufeld:http://www.swisseduc.ch/stromboli/glossary/pumice-en.html (1 x), Mineralogie, Petrographie, Geochemie – ein Blick in die Gesteine: http://en.allexperts.com/q/Collectibles-General-Antiques-682/2009/2/Troemner-3-Assay-Balance.htm (1 x) Impakt: NASA (9 x), http://www.lastrefuge.co.uk/filmlibrary/tepuis_filmlog/aerial_sink_hole.htm (1 x). Impakt-Kraterbildung – ein geologischer Prozess: Jarmo Moilanen (1 x), NASA (1 x). Impaktstrukturen – das terrestrische Inventar: NASA (16 x).