Seit der ursprünglichen Veröffentlichung auf dieser Webseite sind neue Erkenntnisse hinzugekommen:
— Im Jahr 2009 wurde ein neues großes Meteoritenkrater-Streufeld, Bajada del Diablo (Argentinien), entdeckt:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0169555X09001287
— Dem ursprünglich al meteoritisch gedeuteten Kraterfeld in der Region von Gilf Kebir, Ägypten, wird mittlerweile eine endogene Enstehung zugeschrieben.
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Chiemgau-Streufeld und andere Streufelder auf der Erde
Auf der Erde sind sechs Krater-Streufelder bekannt. Es handelt sich dabei um das Kaalijarvi-Feld in Estland, das Morasko-Feld in Polen, das Sikhote-Alin-Feld in Russland, das Henbury-Feld in Australien, das Campo del Cielo („Himmelsfeld“) in Argentinien und das Wabar-Feld in Saudi Arabien (siehe Hodge 1994, Krinov 1963 a,b, und andere; Einzelheiten weiter unten).
Verglichen mit diesen bekannten Vorkommen ist das neu entdeckte Streufeld im Chiemgau (Bayern), einer Region in Südost-Deutschland, außergewöhnlich. Das Chiemgau-Streufeld hat eine bemerkenswert große Anzahl von Kratern, insbesondere solche mit größerem Durchmesser, und es nimmt eine größere Fläche ein im Vergleich mit den weltweit sonst bekannten Streufeldern.
Bei Kaalijarvi (auf der Saaremaa-Insel, Estland φ: 58.40° N, λ: 22.67° E) mißt das Streufeld ca. 1 km. 9 Krater mit Durchmessern zwischen 13 m und 100 m verteilen sich über eine Fläche von 0,5 km² (Abb. 1). Der größte von ihnen, der ursprünglich eine geschätzte Tiefe von 22 m besaß, birgt einen kleinen See. Es gibt verschiedene Alterschätzungen für den Einschlag, die sich zwischen 2370 und 8500 Jahre vor heute bewegen. Das 6699 Jahre alte Kraterfeld von Ilumetsa liegt ebenfalls in Estland (φ: 57.97° N, λ: 25.42° E). Fünf Vertiefungen sind bekannt, aber nur zwei davon als Meteoritenkrater verbürgt. Die Ausmaße der Krater, etwa 900 m auseinander, betragen 75 – 80 m (Durchmesser), 12,5 m (Tiefe), 4,5 m (Wallhöhe) beziehungsweise 50m/4.5 m/1,5 m.
Das Morasko-Streufeld (bei Poznan, Polen; φ: 52.48° N, λ: 16.90° E) umfaßt 8 Krater mit Durchmessern von weniger als 18 m (Tiefe 3 m) bis zu 95 m (11,5 m tief). Sie liegen verteilt über eine Fläche von ca. 460 m x 300 m (Abb.1). Nur einer der Krater ist stets trocken. Drei bilden immer einen See, während die anderen zeitweise mit Wasser gefüllt sind. Es wird geschätzt, daß sich der Morasko-Impakt von weniger als 10 000 Jahren ereignete.
1947 wurde das Auseinanderbrechen eines herabstürzenden großen Meteoriten in den Westabhängen der Sikhote-Alin-Berge (zwischen Ulunga und Iman, Russland; φ: 46.16° N, λ: 134.65° E) beobachtet. Das Mehrfachzerbrechen des Objektes begann in einer Höhe von 5 km und hinterließ ein elliptisches Streufeld mit einer großen Achse von ca. 2 km und einer kleinen Achse von ca. 1 km Länge (Abb.1). 158 Krater wurden gezählt. Die bedeutendsten 68 Krater besitzen Durchmesser zwischen 1,1 m und 26,5 m; der größte ist 6 m tief. Bei Sikhote Alin kann man das klassische Verteilungsmuster beobachten: Die größten meteoritischen Massen konzentrieren sich an einem Ende der Ellipse, wo sie die größten Krater verursachten.
Bei Henbury (Northern Territory, Australien; 24.58° S, 133.15° E), sind 13 Krater bekannt, die ebenfalls eine klassische Verteilungsellipse bilden (Abb.1). Der größte Krater, vermutlich durch ein zerbrochenes Projektil erzeugt, mißt 216 m x 108 m bei einer Tiefe von ca. 15 m. Die anderen Kraterdurchmesser bewegen sich zwischen 10 m und 60 m. Es wird angenommen, daß die Henbury-Krater ungefähr 5000 Jahre alt sind.
Abb. 1. Streuellipsen von Meteoriten-Kraterfeldern. Verändert aus Krinov (1963) (Henbury, Kaalijarvi) und Hodge (1994) (Morasko, Sikhote Alin).
Im Campo del Cielo (Gran Chaco Gualamba, Chaco, Argentinien; φ: 61.70° S, λ: 27.63° W ) hat man 9 Krater gefunden, die Durchmesser zwischen 5 m und 100 m haben und bis zu 5 m tief sind. Das mit den Kratern zusammenhängende Meteoritenstreufeld erstreckt sich über 55 km. Das geschätzte Alter des Impaktes liegt bei 4000 Jahren vor heute.
Das Wabar-Streufeld (Saudi Arabien; φ: 21.5° N, λ: 50.67°E) besteht vermutlich aus 4 Kratern. Die größten haben Durchmesser von 116 m, 64 m und 11 m. Der Impakt soll vor 135 – 450 Jahren erfolgt sein.
Ein großes Streufeld gibt es bei Jilin (Manchria, China; φ: 44° N, λ: 126° E). Die Streuellipse mißt etwa 10 km x 67 km. Einige Meteoritenbruchstücke sind beim Fall bis in eine Tiefe von 6 m eingedrungen.
Ein sehr großes Streufeld wurde 1836 bei Gibeon (Great Namaqualand, Namibia; φ: 25.33° S, λ: 18° E) entdeckt. Die große Ellipsenachse erreicht 390 km, die kleine etwa 120 km, bei einer Fläche von ca. 30 000 km².