Zwei neue Beiträge zu Digitalen Geländemodellen DGM 1 des Chiemgau-Impakts auf der Tagung der Meteoritical Society 2025 in Perth (Australien)


Die beiden umfangreichen Poster werden nach der Tagung hier eingestellt.
Ein bayerisches Meteoritenkraterfeld
Chiemgau-Impakt (oder Chiemgau-Einschlag) bezeichnet einen mittlerweile vielfach belegten Meteoriteneinschlag als ein außergewöhnliches Ereignis in vorgeschichtlicher Zeit (Bronzezeit, Keltenzeit), bei dem ein kosmischer Körper (Komet oder Asteroid) in Südostbayern einschlug und ein großes Kraterstreufeld mit allen einschlägig wichtigen Belegen hinterließ. Diese Webseite widmet sich allen Aspekten der Forschung mit Berichten und Publikationen zu den Geowissenschaften, der Astronomie, Archäologie und Geschichtswissenschaft, aber auch den Diskussionen zu diesem spektakulären Forschungsgebiet. Die im Wikipedia-Artikel „Chiemgau-Einschlag“ bisher zu lesende Behauptung, dass die Hypothese des Impaktes widerlegt sei, war grob irreführend und verkörperte, parteiergreifend, die Position von Gegnern des Chiemgau-Impaktes.
The Lake Tüttensee crater and the Digital Terrain Model
Artikel: Tagungsbeitrag zur LPSC Lunar & Planetary Science Conference 2025 – Poster-Erweiterung in deutscher Sprache
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Das Tüttensee-Kraterensemble im neuen Licht des Digitalen Geländemodells
von Kord Ernstson1 und Jens Poßekel2
1 Universität Würzburg, 2Geophysik Poßekel Mülheim
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Schlüsselwörter. – Chiemgau-Impakt, Krater-Streuellipse, Tüttensee-Impaktkrater, Digitales Geländemodel, Bayern, Holozän
Zusammenfassung
Mit den neuen Möglichkeiten des extrem hochauflösenden Digitalen Gelöndemodells DGM 1 bekommt der Tüttensee-Meteoritenkrater im holozänen Chiemgau-Impaktstreufeld ein völlig neues Gesicht. Der Impakt hat außer dem seit 20 Jahren etablierten 600 m messenden Tüttensee-Krater einen direkt begleitenden Nebenkrater mit rund 300 m Durchmesser, einen morphologisch abweichenden gelängten Krater mit einem ebenfalls gelängten markanten Zentralberg mit den Gesamtmaßen grob 800 m x 400 m, sowie ein Cluster aus kleineren Kratern unmittelbar nördlich des Tüttensees. Dieser neue Befund belegt erneut, wie stark das DGM 1 und seine vielfältigen Möglichkeiten des Datenprocessing und seiner Graphik-Möglichkeiten die Impaktforschung in eine völlig neue, bisher ungeahnte Richtung gebracht haben, was von der etablierten Impaktforschung noch weitestgehend ignoriert wird. Ähnlich verhält es sich mit der amtlichen Geologie und im Publikationswesen der Zeitschriften, die diese neue Entwicklung nicht nur ignorieren, sonden auch bekämpfen, was exemplarisch hier beim Tüttensee-Impakt deutlich wird.
Zur diesjährigen Herbsttagung der American Geophysical Union AGU in Washington, weltweit größter geowissenschaftlicher Kongress, ist vom CIRT wieder ein iPoster angenommen worden, das seit gestern (9. 12. 2024) in der iPoster-Gallerie präsentiert wird.
Das Poster zu neuen Erkenntnissen zum Impakt mit dem Digitalen Geländemodel DGM 1 kann hier angeklickt und geöffnet werden:
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Das Digitale Geländemodel des Chiemgau-Impakts – die neue Welt der Impaktforschung. – Das Beispiel des Eglsees bei Seeon
von Kord Ernstson, Universität Würzburg (kernstson@ernstson.de), und Jens Poßekel, Geophysik Poßekel, 45479 Mülheim (possekeljens@gmail.com)
Zusammenfassung
Die Anwendung, Auswertung und Interpretation des neuartigen, extrem hochauflösenden Digitalen Geländemodels DGM 1 wird hier exemplarisch für den allgemein als eizeitliches Toteisloch beschriebenen und in Karten so vermerkten Eglsee östlich von Seeon diskutiert. Das DGM 1 zeigt in dieser hohen Auflösung, dass die heute verlandete Seestruktur, die aus mehreren untereinander verbundenen Einzelbecken besteht, rundum einschließlich der Einzelbecken von einem Ringwall umgeben ist, und dass im größten Becken und in einem markanteren Nebenbecken jeweils eine merkliche zentrale Erhebung existiert. Beides, der Ringwall und die mittleren Aufwölbungen, schließen eine eiszeitliche Entstehung als Toteiswanne oder Toteisloch definitiv aus und werden von uns als eine multiple Einschlagstruktur des Chiemgau-Impakts erklärt. Durch die Verlandung kann die maximale Tiefe des Impaktkraters mit dem DGM 1 sehr präzise zu maximal 2 m bestimmt werden. Die extreme Flachheit passt gut zu der in jüngster Zeit zu beobachtenden und publizierten Vorstellung, dass es sich beim Chiemgau um einen sogenannten Near-surface Touchdown Airburst Impact gehandelt hat, bei dem wegen der Explosionen nahe der Erdoberfläche überwiegend nur sehr flache Impaktstrukturen entstehen, was sich auch beim Seeon-Eglsee ausdrückt. Ein interessantes „Nebenprodukt“ der DGM 1 Analyse ist ein auffallender flacher länglicher Hügel südlich des Eglsees, der als Turmhügel einer nicht mehr existierenden mittelalterlichen Burg in der bayerischen Archäologie und in Karten als der Turmhügel von Steinrab geführt wird. Im DGM 1 erkennt man die große Besonderheit, dass die damalige Burg auf dem bereits existierenden Zentralberg einer weiteren, grob 200 m großen elliptischen Impaktstruktur errichtet wurde, was hier in einem Anhang ausführlicher diskutiert wird. Ferner finden sich im Anhang ein kurzer erklärender Abschnitt zur Methodik des DGM 1 sowie ein kurzer Abschnitt zum jüngst in der Impaktforschung verstärkt diskutierten Touchdown-Impakt.
„Ein weiter neuer Artikel zum Chiemgau-Impakt und zum Digitalen Geländemodell“ weiterlesen
Der neue englische Artikel ist vorerst beim Wissenschaftsportal Researchgate als Vordruck (Preprint) veröffentlicht worden:
Der ganze Artikel kann in deutscher Übersetzung hier heruntergeladen werden:
https://www.chiemgau-impakt.de/wp-content/uploads/2024/09/Emmerting-Artikel-18.9.-webdocx-3-de.pdf
Dabei ist zu bedenken, dass die Übersetzung der Einfachheit halber mit der Übersetzermaschine Deepl vorgenommen wurde. Das hat zur Folge, dass im PDF erhebliche Formatierungsfehler auftreten und auch im Literaturverzeichnis sämtliche englischen Zitate ins Deutsche übersetzt sind,
Kommentar aus dem Publikum zum Vortrag von Dr. Robert Darga zum Chiemgau-Impakt:
Vortrag Dr. Darga: „Die andere, fragwürdige Seite des Chiemgau-Impakts“
Quarzkorn mir klassischen PDFs; Nördlinger Rieskrater.
Ein Nachtrag zum Vortragsdetail über Planar Deformation Features (PDF) und Diskussionsbeiträge.
— Ein Petrologe (nach eigener Aussage) artikuliert: Er finde PDFs überall in Steinen bis hinauf in die Oberpfalz.
Frage 1. Warum hat er mit diesem „sensationellen Nachweis eines gigantischen Impakts“ nicht längst einen Aufsatz bei „Meteoritics“ eingereicht und die Impaktforschung bereichert?
Frage 2. Kann es sein, dass er Kraft seiner petrologischen Kenntnisse die Darga’schen „PDFs“ für echte PDFs nimmt? Die findet er NATÜRLICH überall.
Aussage Dr. Darga (wortwörtlich aus dem Publikum mitgeschrieben): Der Stein „zeigt von außen Risse, d.h. er ist geschockt.“
Das trifft sich gut mit Dr. Dargas Aussage in dem Aufsatz von Darga & Wierer zum Tüttensee als Spekulationsblase: Robert Darga & Johann Franz Wierer (2009): Der Chiemgau-Impakt – eine Spekulationsblase – Oder: Der Tüttensee ist KEIN Kometenkrater. In: Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers – Exkursionen. Pfeil Verlag, München. Dort heißt es auf Seite 176: „ein ‚geschocktes‘ (also bereits mit offenen und ‚unverkitteten’Spalten versehenes) Geröll“.
Damit wird klar, dass weder der Petrologe noch der Geologe Dr. Darga wissen (nicht einmal in bescheidenen Ansätzen) was PDF überhaupt sind. Eine kleine Unterrichtsstunde für die beiden (die vielleicht auch ganz gern noch von anderen Interessierten aufgenommen wird) folgt hier.
PDFs in Quarz ist einer der am überzeugendsten Schockindikatoren, und es gibt dazu eine Menge von Untersuchungen und Analysen (Stöffler 1972, Stöffler & Langenhorst 1994, Grieve et al. 1996, und viele andere). PDFs sind sehr engständige (Abstände < 1 µm bis größenordnungsmäßig 10 µm) und sehr schmale (Bruchteile eines µm) isotrope Lamellen, die kristallographischen Ebenen im Kristall folgen. „Isotrop“ heißt dabei, dass sich PDFs optisch wie ein Glas verhalten. Die Lamellen können homogen oder mit winzigen Eischlüssen dekoriert sein. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand können sich PDFs nur unter Schockdeformation bilden, nicht aber in vulkanischen oder tektonischen Prozessen. Minimaldrücke für die Bildung von PDFs in Quarz liegen bei etwa 5 – 10 GPa (= 50 – 100 kbar). PDFs sind übliche Schockmerkmale auch in Feldspäten und werden selten in anderen Mineralen wie z.B. dichteren mafischen Mineralen beobachtet (aus https://www.impaktstrukturen.de/seite-schock-metamorphose/).
Damit kommen wir zu den PDFs des Chiemgau-Impaktes, die in der bisherigen „einschlägigen“ Chiemgau-Impakt-Literatur regelmäßig mit Text und Bildern beschrieben wurden. Hier eine Auswahl von (publizierten) Dünnschliff-Bildern:
Zwei Scharen von PDFs in Quarz; Krater #004 Emmerting.
Mindestens fünf Scharen von PDFs in Quarz; Ringwall des Tüttensee-Kraters. Die fünf Scharen werden nacheinander beim Rotieren des Tisches vom Polarisationsmikroskop (gekreuzte Polarisatoren) sichtbar.
PDFs in Quarz in zwei Sandstein-Brocken aus der Impakt-Katastrophenschicht der Ausgrabung Stöttham. Linke Probe: mindestens vier Richtungen sich kreuzender Scharen. Rechts: Mehrere Scharen; die gebogenen Scharen der PDFs korrespondieren mit Streifen sogenannter undulöser Auslöschung als Ausdruck plastischer Verformung des Kristalls durch den Impakt-Druck (gekreuzte Polarisatoren). Eine Beschreibung und Erklärung steht hier: https://www.impaktstrukturen.de/publikationen/andere-publikationen/sind-gebogene-planare-deformationsstrukturen-pdfs-keine-pdfs/
PDFs gehäuft in Feldspat; Impakt-Schmelzgestein vom Tüttensee-Krater.
Wir fassen uns kurz. Von einem Petrologen und dem Geologen Dr. Darga hätten wir mehr wissenschaftliche Seriosität und Ehrlichkeit erwartet, die wir allerdings seit 20 Jahren in dieser Richtung vermissen. Wir verzichten deshalb auch darauf, weiter kritisch auf den Vortrag einzugehen, bei dem einem wirklich die Spucke wegbleiben konnte.
Prof. Dr. Kord Ernstson, Universität Würzburg