Aus der Bunten Breccie am Tüttensee

Die Schicht der Auswurfmassen vom Tüttensee hat hier schon mehrfach für die Bilder der Woche hergehalten, was im Archiv nachvollzogen werden kann. Jetzt präsentieren wir einige besonders schöne Einzel-Komponenten, nachdem wir sie von der tonigen Matrix dieser polymikten Breccie befreit haben. Zum Begriff „Breccie“ (oder „Brekzie“) wollen wir anmerken, dass er nach der gängigen Klassifikation ein klastisches, also aus eckigen Trümmerkomponenten in einem Bindemittel bestehendes Gestein bezeichnet. Wenn wir hier auch gerundete Komponenten in der Breccie vorfinden, dann ist das so zu verstehen, dass beim Impakt im Bereich des heutigen Tüttensees auch ein konglomeratisches Gestein aus alpinen Geröllen zertrümmert wurde, wobei Komponenten dieser Zertrümmerung auch als gerundete Gerölle heil bleiben und als Bestandteile in die Breccie eingearbeitet werden konnten. Entsprechendes findet man auch in der Bunten Breccie des Nördlinger Ries-Kraters (z.B. die Buchberg-Gerölle).

 

  Bild 1

 

Unsere hier gezeigten Gerölle aus der Tüttensee-Bunte Breccie zeichnen sich dadurch aus, dass sie beim Impakt offenbar noch mehr erlebt haben. Die tiefgreifende Korrosion und Gesteinslösung bis hin zu skelettartigen Bildungen führen wir auf die Einwirkungen hoher Temperaturen oder/und die Einwirkung starker Säurelösung zurück.

 

Der mächtige Brocken in Bild 1 ist ein Kalkstein, der mit seiner Skulptur (man beachte z.B. den zarten, hochstehenden Zapfen etwa in der Mitte) so nicht aus den Alpen gekommen sein kann. Offenbar ist ein beachtlicher Teil des Gesteins fortgeführt worden, und zwar nicht durch Bruch. Eine Erklärung können die hohen Temperaturen beim Impakt sein, bei denen ein Kalkgestein schmelzen oder sich wie beim Kalkbrennen zersetzen kann. Möglich ist auch eine Lösung durch Salpetersäure, die in der Impakt-Explosionswolke entstehen kann, was wir an dieser Stelle schon früher erörtert haben. Beide Prozesse (Hitze und Säure) müssen sich dabei nicht ausschließen.

 

  Bild 2

 

Bild 2 zeigt eine Sandsteinkomponente, die irgendjemand bereits als Saurier-Embryo bezeichnet hat. Bei Formung dieser „Skulptur“ können wir dieselben Prozesse der Zerstörung verantwortlich machen. Wenn die Quarzkörner des Sandstein mit einem karbonatischen Bindemittel zementiert sind, geschieht bei Temperatur und Säure die Zerstörung des Bindemittels mit tiefgreifender Vergrusung. Bei zurückgehender Temperatur bzw. nachlassender Säurewirkung bleiben dann solche Gesteinsskelette zurück.

 

Nicht anders verhält es sich bei den Komponenten der Bilder 3 und 4 mit den tiefgreifend zerfressenen Kalk- bzw. Dolomitsteinen mit z.T.scharfkantig herausmodellierten Graten. Bei den herausragenden Rippen, die Temperatur/Säure widerstanden haben, handelt es sich um Quarzgängchen, die deutlich höhere Schmelztemperaturen benötigen bzw. weit widerstandsfähiger bei Säurelösung sind.

 

  Bild 3

 

 Bild 4

 

Wir machen noch einmal darauf aufmerksam, dass die hier gezeigten drastischen Gesteinsveränderungen an Klasten beobachtet werden, die Bestandteile eines Gesteins, nämlich der Bunten Breccie sind. Mit Blick auf bereits früher von uns vorgestellte, derartig tiefgreifend korrodierte Komponenten des Impakthorizontes, haben Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (früher: des Geologischen Landesamtes) als Erklärung saure Böden herangezogen, was wir hier nicht weiter kommentieren wollen.

 

  Bild 5

 

Die in Bild 5 gezeigte Komponente stammt ebenfalls aus dem Impakthorizont, und zwar von der Basis der Bunten Breccie, wo sie in den liegenden fossilen Bodenhorizont eingedrückt angetroffen wurde. Der Block besteht aus festem, hartem Quarzit und zeigt rundum an mehreren Stellen muldenartig in das Gestein hineingreifende Ausschürfungen. Die Oberfläche des Quarzitblocks zeigt keinerlei Striemungen, und auch die Einmuldungen sind nicht auf glaziale Verformung durch Gletscher zurückzuführen – um entsprechenden Einwendungen von Impakt-Kritikern vorzubeugen. Die muldenartigen, gerichteten Ausschürfungen sind glatt, was für eine wenn auch nur kurze plastische Reaktion (wie ein Brei) des Quarzitmaterials spricht. Im Rahmen unseres Models, das die Schicht der Bunten Breccie als einen Auswurfhorizont (Ejekta) des Tüttensee-Kraters erklärt, dürfte dieser Block unmittelbar nach dem Einschlag in alpines Material in die durch extreme Schockdrücke initiierte Exkavation des Kraters geraten sein. In dieser Hochdruckphase wurde es durch benachbarte Gerölle derart plastisch verformt, geriet in den Auswurf and schlug an der Basis des sich bildenden Ejektahorizontes der Bunten Breccie in den damaligen (heute fossilen) Boden ein