Tüttensee-Krater und Digitales Geländemodell

The Lake Tüttensee crater and the Digital Terrain Model

Artikel: Tagungsbeitrag zur LPSC Lunar & Planetary Science Conference 2025 – Poster-Erweiterung in deutscher Sprache

*************************************************

Das Tüttensee-Kraterensemble im neuen Licht des Digitalen Geländemodells

von Kord Ernstson1 und Jens Poßekel2

1 Universität Würzburg, 2Geophysik Poßekel Mülheim

_______________________________________

Schlüsselwörter. – Chiemgau-Impakt, Krater-Streuellipse, Tüttensee-Impaktkrater, Digitales Geländemodel, Bayern, Holozän

Zusammenfassung

Mit den neuen Möglichkeiten des extrem hochauflösenden Digitalen Gelöndemodells DGM 1 bekommt der Tüttensee-Meteoritenkrater im holozänen Chiemgau-Impaktstreufeld ein völlig neues Gesicht. Der Impakt hat außer dem seit 20 Jahren etablierten 600 m messenden Tüttensee-Krater einen direkt begleitenden Nebenkrater mit rund 300 m Durchmesser, einen morphologisch abweichenden gelängten Krater mit einem ebenfalls gelängten markanten Zentralberg mit den Gesamtmaßen grob 800 m x 400 m, sowie ein Cluster aus kleineren Kratern unmittelbar nördlich des Tüttensees. Dieser neue Befund belegt erneut, wie stark das DGM 1 und seine vielfältigen Möglichkeiten des Datenprocessing und seiner Graphik-Möglichkeiten die Impaktforschung in eine völlig neue, bisher ungeahnte Richtung gebracht haben, was von der etablierten Impaktforschung noch weitestgehend ignoriert wird. Ähnlich verhält es sich mit der amtlichen Geologie und im Publikationswesen der Zeitschriften, die diese neue Entwicklung nicht nur ignorieren, sonden auch bekämpfen, was exemplarisch hier beim Tüttensee-Impakt deutlich wird.

____________________________

1 Einführung

Vor zwanzig Jahren entdeckte eine Gruppe von Lokalhistorikern und Amateurarchäologen das, was sich heute zu einem etablierten, weltweit einzigartigen Holozän-Einschlagkraterfeld mit einer Größe von etwa 60 km x 30 km entwickelt hat. Der größte Krater zu dieser Zeit, mit dem zentralen Tüttensee und einem Ringwalldurchmesser von 600 m, wurde in den Anfängen der Forschung entdeckt.

Abb. 1. Lageplan des Tüttensee-Kraterensembles bei Grabenstätt in der grob elliptischen Krater-Streuellipse.

Der Krater entwickelte sich zu einem zentralen Punkt der Impaktforschung [1-3, und eine Vielzahl von Referenzen darin] [www.chiemgau-impakt.de] mit sehr umfangreichen geologischen Arbeiten in der Größenordnung von 100 Ausgrabungen zur Geologie, geophysikalischen Messungen der Gravimetrie, Seismik auf dem See, Geomagnetik, Geoelektrik und Bodenradar. Mineralogisch-petrographische Untersuchungen von Gesteinen aus den Ausgrabungen und von der Oberfläche des Ringwalls ergaben schlüssige Beweise in Form von Impaktschmelzgesteinen, Impakt-Gläsern, Shatter Cones und stoßwellenmetamorphen Effekten, über die die umfangreichen Veröffentlichungen erschöpfend Auskunft geben. Die spektakulären Ergebnisse, mit dem zusätzlichen Nachweis einer neuen Klasse von Meteoriten in Form von Eisensiliziden, die auf der Erde praktisch nicht vorkommen [4], stießen von Anfang an auf eine unglaubliche Ablehnung des Impakts zugunsten reiner Eiszeit-Erklärungen und menschlicher Aktivitäten (die an anderer Stelle diskutiert werden (z. B. [5]). Bis heute ignorieren einige wenige Hardcore-Gegner die Beweise für den Einschlag zugunsten überwiegend abstruser und absurder Erklärungen (z. B. [6, 7]), was jüngst in einer Ausweisung des Tüttensees als ein Eiszeit-Geotop durchch das LfU (Bayerisches Landesamt für Umwelt) gipfelte [8].

Wir berichten hier über eine neue Phase der Erforschung des Tüttensee-Impakts, die zuvor ungeahnte Einblicke in das bisher völlig unbekannte tatsächliche Impaktgeschehen mit Hilfe der grandiosen neuen Möglichkeiten des Digitalen Geländemodells geöffnet hat.

2 Das Digitale Geländemodell

Das Digitale Geländemodell DGM 1 ist eine relativ neue Darstellung der Topographie der Erdoberfläche mit einem dichten Datennetz, das durch LASER-Scanning von einem Flugzeug aus gewonnen wird.

Abb. 2. Die beiden, das Tüttensee-Kraterensemble überdeckenden Kacheln (jeweils 1 km x 1 km) des bayerischen DGM 1-Datennetzes [9].

Eine neue Situation für die Impaktforschung zum Chiemgau-Einschlag hat sich in den letzten Jahren dadurch ergeben, dass das Digitale Geländemodell DGM 1 für ganz Bayern und damit für das gesamte Chiemgau-Einschlagsfeld in Form von Kacheln mit einer Größe von 1 km x 1 km online kostenlos verfügbar ist und innerhalb weniger Minuten als ASCII-Dateien (x, y, z) heruntergeladen werden kann ([9], Beispiele [10, 11]). Die Maschenweite des DGM 1 beträgt 1 m mit einer vertikalen Auflösung der Geländeoberfläche von 0,1 m, die mit dem Programm SURFER in den Dezimeter- und Zentimeterbereich interpoliert werden kann. Mit der SURFER-Datenverarbeitung können topographische Karten mit Isolinien beliebiger Dichte, schattierte Reliefkarten und Pseudo-3D-Modelle der Oberfläche in beliebiger Ansichtsausrichtung und Farbskalierung erstellt werden . In derselben extrem hohen Auflösung können aus den erzeugten Karten Profile beliebiger Ausrichtung extrahiert werden, was einen völlig neuen Ansatz für die Analyse von Kratermorphologien ermöglicht.

3 Ergebnisse

Hier wird eine Fülle von Ergebnissen vorgestellt, für die es wichtig erscheint, dass in ihrer Zusammenstellung die Übersicht nicht verloren geht. Deshalb wird darauf verzichtet, die Häufung von Abbildungen überall in einen verbindenden Text zu integrieren. Stattdessen werden fast durchgehend die Abbildungen aneinandergereiht, die jeweils mit mehr oder minder langen Texten als „Bildunterschriften“ kommentiert werden.

3.1 Das neue Tüttensee-Kraterensemble im DGM 1

Abb. 3. Wie wir den Tüttensee-Krater seit 20 Jahren kennen: Als Luftbild von Google Earth und als topographische Karte. Bayerische Vermessungs-verwaltung.

Abb. 4. Das Tüttensee-Kraterensemble im DGM 1. Oben im 3D-Oberflächenmodell der zwei Kacheln, unten als topographische Karte, Abstand der Höhenlinien 2 m. Die weißen Rahmen markieren die anschließend erläuterten Erweiterungen des Tüttensee-Impaktereignisses.

3.2 Der Tüttensee-Begleitkrater

Abb.5. Der Tüttensee-Begleitkrater als DGM 1 – Topographie; Abstand der Höhenlinien 1 m. Wie bei vielen Kratern des Chiemgau-Streufeldes ist auch hier der Einschlag eines zerbrochenen Projektils anzunehmen.

Abb. 6. DGM 1-Profile durch den Begleitkrater. Die absolute Kongruenz der beiden sich kreuzenden Profile im Inneren über eine Strecke von 250 m verlangt eine Kraterbildung von oben und in jüngster geologischer Zeit ohne folgende Sedimentation und Erosion.

Abb. 6. DGM 1-Profile durch den Begleitkrater. Die absolute Kongruenz der beiden sich kreuzenden Profile im Inneren über eine Strecke von 250 m verlangt eine Kraterbildung von oben und in jüngster geologischer Zeit ohne folgende Sedimentation und Erosion

3.3 Krater Hiensdorf (historisch: Marwanger Feld)

Abb. 7. DGM 1-Topographie des am weitesten östlich gelegenen Hiensdorf-Kraters. Abstand der Höhenlinien 50 cm. Der Unterschied zu den anderen Kratern mit der Längung und dem ausgeprägten Zentralberg ist signifikant. Eine ursprüngliche Überlegung, dass es sich um eine enge ehemalige Flussschlinge handeln könne, wurde mit den Befunden des DGM 1 zugunsten eines Impakts verworfen. Hier, in der hoch aufgelösten Topographie, erkennt man, dass ein Fluss in dieser Schlinge hätte teilweise bergauf fließen müssen. Auch die Profile in Abb. 8/9 schließen eine Flussschlinge grundsätzlich aus.

Abb.8. Der Hiensdorf-Krater mit den DGM 1-Profilen, die die Krater-Mulde und die zentrale Erhebung queren. Die Höhenprofile selbst zeigt die folgende Abb. 9.

Abb. 9. Die DGM 1-Profile durch den Hiensdorf-Krater. Ganz oben: Das NNW – SSE-Profil zeigt die Längsstruktur der zentralen Erhebung im Becken mit offensichtlich mehreren aufgereihten Einschlägen. – Darunter: Das geknickte Profil zeigt eine bemerkenswerte Kongruenz der beiden radialen Abschnitte, wenn das Profil (rot) seinem Spiegelbild (blau) überlagert wird. Über 200–300 m sind die beiden Linien praktisch deckungsgleich. Dadurch können wir ausschließen, dass es sich um eine geogene oder anthropogene Struktur handelt. – Unten: Drei DGM 1-Profile wie in Abb. 8 markiert. Die laterale Auflösung beträgt etwa 1 m und die vertikale Auflösung 10 cm. Bei allen drei Profilen verdeutlicht die Überlagerung mit den jeweiligen Spiegelbildern eindrucksvoll die absolute morphologische Symmetrie dieser Strukturen, was noch einmal betont, dass geologische Prozesse oder anthropogenes Wirken auszuschließen ist. Bei der rund 300 m langen, nahezu herausgestanzten zentralen Erhebung beträgt die Abweichung in der Überlagerung nicht mehr als 1 m (über 300 m Länge). Auch bei den beiden, den Geländerücken querenden Profilen ist über 200 m zentrale Profillänge absolute Symmetrie gegeben.

3.4. Die Tüttenholz-Krater

Abb. 10. Das Cluster der auf dem Moränenrücken liegenden kleineren umwallten Impakt-Krater in DGM 1 – Topographie und 3D-Oberfläche. Sie haben relativ große Ähnlichkeit untereinander, und es fällt auf, dass sie beinahe durchgehend in derselben Richtung WNW gelängt erscheinen, was auf eine gemeinsame Einschlagbahn unter flachem Winkel deutet.

Abb. 11. Das Tüttenholz-Kratercluster nach einer Datenbearbeitung, in der durch eine durchgreifende Tiefpass-Filterung der Höhendaten ein genereller Geländetrend berechnet und abgezogen und damit eine Zentrierung der Höhen auf ein Null-Niveau erzielt wird. Die so reduzierte DGM 1-Höhenkarte ist die Basis für die Erzeugung von die Krater querenden Höhenprofilen, die in Abb. 12 gezeichnet sind.

Abb. 12. DGM 1-Profile in 10 cm Höhenauflösung über den in Abb. 11 markierten Kratern. Die Durchmesser liegen bei grob 50-80 m (Wallkronen) mit Tiefen von 3-5 m und Wallhöhen zwischen grob 0,5 und 2 m.

Abb. 13. Teilweise identische Kratermorphologien und perfekte Spiegelsymmetrien (Original-Geländehöhen). Oben: Profil Krater 3 mit Spielbild-Überlagerung. und Höhendifferenztzen im Dezimeterbereich über die gesamte Kratermulde von rund 60 m Durchmesser. – Unten: Dasselbe für den Krater 1 und gleichzeitig die Überlagerung mit den Profilen von Krater 3. Geologische Prozesse und menschliches Einwirken können auch hier absolut ausgeschlossen werden.

Abb. 14. Auch zum Tüttenholz-Kratercluster gehörig, aber in etwas anderer Gestalt und zunächst nicht besonders auffällig und erst durch das DGM 1 mit einer Höhenauflösung von 10 cm Abstand der Höhenlinien auch mitten im Wald zu identifizieren. Der Kontrast zu den benachbarten Kratern 3 und 4 wird in der oberen topographischen Karte signifikant. Signifikant ebenfalls das Längsprofil darunter mit dem nun schon bekannten Spiegelbild und Abweichungen von nur bis zu 10-20 cm über 100 m Strecke.

4 Diskussion

Als vor 20 Jahren mit der ersten Publikation über den Chiemgau-Impakt im britischen Journal Astronomy auch das Google-Luftbild mit dem Tüttensee-Krater [12] in Zeitungen und Zeitschriften mit Artikeln in mindstens vier verschiedenen Sprachen um die Welt ging, immerhin Radio Iran berichtete, und selbst der Spiegel zu einem längeren Wissenschaftsartikel angeregt wurde [13], war die Aufregung zunächst groß, um dann aus Richtung der etablierten Impaktforschung und von bayerischen Ämtern unisono abgelehnt zu werden, und das nicht etwa in wissenschaftlichen Gegenartikeln, sondern in Pressekonferenzen und Presseerklärungen, was wiederum von der lokalen und regionalen Presse übernommen und von lokalen und regionalen Eiszeitgeologen verbreitet wurde. Zusammengefasst war demnach der Chiemgau-Komet ein Hirngespinst von Amateuren und alle beschriebenen Befunde Eiszeitgeologie, Industrie oder andere anthropogene Hinterlassenschaften. Bei Zeitschriften eingereichte Artikel wurden grundsätzlich abgelehnt. Kernpunkt der Auseinansetzungen war als herausragendes Objekt des postulierten Impakts der jetzt hier neu diskutierte Tüttensee-Krater. Ein besonders unrühmliches Beispiel war eine Pressemitteilung des Leiters der geologischen Abteilung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt LfU mit einer eklatanten Falschbehauptung über eine Bohrung des Amtes am Tüttensee, was der Forschung viel Schaden zugefügt hat. Selbst in jüngster Zeit gelingt es Autoren, Artikel über das „eiszeitliche Toteisloch des Tüttensees“ bei bekannten Zeitschriften mit Peer Review publiziert zu bekommen [6, 14]. Absolute Krönung der geologischen Unwissenschaftlichkeit ist beim Bayerischen Landesamt für Umwelt LfU angesiedelt, wenn jüngst der Tüttensee-Krater, im international als wohl bedeutendstes holozänen Impakt-Ereignis weltweit angesehenen Chiemgau-Impakt platziert, als bedeutendes Eiszeit-Geotop mit Toteisloch ausgezeichnet wird [8].

Zu befürchten ist, dass bei den genannten Quellen der Wissenschaftsverfälschung, die alle international geltenden impakt-beweisenden Befunde der Geologie, Mineralogie-Petrologie, Geochemie und Geophysik komplett ignorieren, auch bei den hier vorgestellten neuen Ergebnissen der Impaktforschung mit dem Digitalen Geländemodell kein Umdenken erfolgen wird. Das bleibt sich lächerlich machenden Privatpersonen unbenommen, setzt aber amtlicherseits bei leitenden Behörden doch Fragezeichen und ist bei Wikipedia durch parteiische Administratoren immmer noch mit enzyklopädiefremden Beiträgen verfälschend präsent [15, 16].

Für den Chiemgau-Impakt insgesamt hat dieser Tüttensee-Befund mit dem DGM 1 auch weitergehende Bedeutung dahingehend, dass die bereits früher geäußerte Annahme, dass es sich hier um einen gewaltigen oberflächennahen Airburst-Impakt gehandelt hat (low altitude touchdown airburst impact), weiter erheblich gestützt wird. Während schon früh Forscher des CIRT in Bezug auf die große Streuellipse und die in der Anfangsphase dokumentierten rund 80 Krater zusammen mit Modellrechnungen von einem großen Kometen oder einem sehr locker gebundenen Asteroiden als Impaktor ausgingen, hat sich das Modell nicht prinzipiell, aber dahingehend geändert, dass der Impakt nicht aus einem größenordnungsmäßig weitgehend gestaffelten Abregnen von Bruchstücken des auseinander gebrochenen Kometen oder Asteroiden bestand, sondern, wie zu vermuten ist, den aus einer Unmenge oberflächennaher gewaltiger Explosionen bestehenden Airburst ausmachte, der über die große Impakt-Ellipse verteilt eine Mischung aus direkten meteoritschen Impakten, Impakten durch Explosionsbruchstücken und Sekundärimpakten aus den größeren entstandenen Kratern veranlasste. Mittlerweile etablierte numerische Rechungen zu Impakt-Prozessen des Hydrocode Modeling haben auch zu ganz wesentlichen Erkenntnissen bei oberflächennahen Touchdown Airburst Impacten geführt (z.B. [17]), die auch sehr vieles bei den Beobachtungen des Chiemgau-Impakts erklären können, was vor allem mit der neuen Anwendung des Digitalen Modells DGM 1 möglich geworden ist. Abschließend und stellvertretend für eine enorme Anzahl neuer DGM 1-Befunde zeigen hier die letzten Bilder Abb. 15 – 18, wie aus dem bisherigen einzelnen Tüttensee-Krater mit dem DGM 1 ein ganzes Ensemble großer und kleiner Krater unterschiedlichster Formen geworden ist.

Abb. 15. Das Tüttensee-Kraterensemble mit einem DGM 1 topographischen Profil (Abb. 16).

Abb. 16. Das DGM 1-Profil über die drei aufgereihten Krater macht deutlich, dass der äußerst östliche, gelängte Krater deutlich höher liegt. Das könnte einen anderen geologischen Untergrund bedeuten. der auf den Impakt mit einer abweichenden Kraterbildung (markanter Zentralberg) reagiert hat.

Abb.17. Die Schwerekarte der Gravimetrie [18 – 20] mit den einzelnen relativ negativen Schwereanomalien ist gut verträglich mit der neu erkannten Erweiterung des Tüttensee-Impakts.

Abb. 18. Die geologische Karte 1 : 25 000 von 1977 [2o] verdeutlicht die bald 50 Jahre alten geologischen Vorstellungen zur Nach-Eiszeit Landschaft des Voralpengebietes, die mit den neuen Erkenntnissen der Impaktforschung verständlicherweise vielfach in einem Konflikt liegen, was mit den neuen Möglichkeiten des DGM 1 kartiermäßig zu einem Umdenken zwingt. Ein Beispiel zeigt das obere Bild mit dem südlich vom Tüttensee vorbeiziehenden Talgrund des Mühlbachs mit den offenkundig nach Norden abzweigenden beiden Nebentälern. Mit dem DGM 1 kann das so nicht mehr stimmen aus dem einfachen Grund gemäß Abb. 7, dass dann der Bach oder Fluss vom Mühlbach nach Norden bergauf geflossen sein müsste im Zusammenhang mit der Kratermulde des Impakts. Das Ausschnittsbild vom Hiensdorf-Krater vermittelt nach der Legende, dass der Krater-Zentralberg als wallartige Endmoräne kartiert ist, was die Vermutung stützt, dass dort im Vergleich mit der Tüttensee-Niederung der Impakt einen ganz anderen Untergrund angetroffen hat. Nicht ausgeschlossen werden kann und gleichermaßen möglich ist, dass bei dem postulierten low-altitude touschdown Airburst-Impakt selbst dicht beieinander stark unterschiedlche Impaktoren mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und aus unterschiedlicher Richtung einschlugen.

Literatur

1 Ernstson,K., Mayer,W., Neumair,A., Rappenglück,B., Rappenglück,M.A., Sudhaus,D., and Zeller,K.W. (2010) The Chiemgau Crater Strewn Field: Evidence of a Holocene Large Impact Event in Southeast Bavaria, Germany. Journal of Siberian Federal University. Engineering & Technologies, Vol. 1, No. 3, pp. 72–103. https://elib.sfu-kras.ru/handle/2311/1631

2. Rappenglück, B., Hiltl, M., Poßekel, J., Rappenglück, M. A., Ernstson, K. (2023) People experienced the prehistoric Chiemgau meteorite impact – geoarchaeological evidence from southeastern Germany: a review. Mediterranean Archaeology and Archaeometry. Vol. 23, No. 1, pp. 209-234. doi: 10.5281/zenodo.7775799  – Open Access –        

3. Rappenglück, M., Rappenglück, B., Ernstson. K.(2017): Kosmische Kollision in der Frühgeschichte. Der Chiemgau-Impakt: Die Erforschung eines bayerischen Meteoritenkrater-Streufelds. –  Zeitschrift für Anomalistik, Band 17,  235 -260. (English translation:  https://pdfs.semanticscholar.org/0b62/4ca79c834edc46c86e1fa575c70f726608c8.pdf?_ga=2.133770253.2003692324.1598954865-1676338455.1598954865

4. Ernstson, K., Bauer, F., Hiltl, M. (2023) A Prominent Iron Silicides Strewn Field and Its Relation to the Bronze Age/Iron Age Chiemgau Meteorite Impact Event (Germany). Earth Sciences. Vol. 12, No. 1, pp. 26-40. doi: 10.11648/j.earth.20231201.14 – Open access.

5. www.chiemgau-impakt.de

6. Huber,R., Darga,R., and Lauterbach,H. (2020) Der späteiszeitliche Tüttensee-Komplex als Ergebnis der Ab-schmelzgeschichte am Ostrand des Chiemsee-Gletschers und sein Bezug zum „Chiemgau Impakt“ (Landkreis Traunstein, Oberbayern). E&G Quaternary Science Journal, Vol. 69, No. 2, pp. 93–120.

7. Darga, R.; Wierer, J.F. Der Chiemgau-Impakt – eine Spekulationsblase – Oder: Der Tüttensee ist KEIN Kometenkrater. In Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers – Exkursionen. Darga, R. Ed.; Pfeil: München, Germany, 2009, pp. 174–185.

8. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Umwelt-Atlas Bayern (o.J.) https://www.umweltatlas.bayern.de/standortauskunft/rest/reporting/sb_geotope/generate/Geotope.pdf?additionallayerfieldvalue=189R039

9. Bayrische Vermessungsverwaltung (o.J.) Geodaten, Digitales Geländemodell DGM 1.

10. Poßekel,J., and Ernstson,K. (2019) Anatomy of Young Meteorite Craters in a Soft Target (Chiemgau Impact Strewn Field, SE Germany) From Ground Penetrating Radar (GPR) Measurements. 50thLunar and Planetary Science Conference 2019, #1204

11. Ernstson, K., and Poßekel, J. (2020) Digital Terrain Model (DTM) Topography of Small Craters in the Holocene Chiemgau (Germany) Meteorite Impact Strewn Field. 11thPlanetary Crater Consortium 2020, LPI Con-trib. No. 2251.

12. Astronomy Staff (2004) Did the Celts see a comet impact in 200 B.C.? A new-found field of impact craters may mark the site of a recent comet strike. The Chiemgau Impact Research Team. – Astronomy https://www.astronomy.com/science/did-the-celts-see-a-comet-impact-in-200-b-c/

13. Schulz, M. (2004) Wald der Feuermurmeln. Big Bang over Bavaria. Der Spiegel, 44..

14. Rösch,M., Friedmann,A., Rieckhoff,S., Stojakowits,P., and Sudhaus,D. (2021) A Late Würmian and Holocene pollen profile from Tüttensee, Upper Bavaria, as evidence of 15 Millennia of landscape history in the Chiemsee glacier region. Acta Palaeobotanica, Vol. 61, No. 2, pp. 136–147.

15. https://de.wikipedia.org/wiki/Chiemgau-Einschlag

16. https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCttensee

17. West, A., Marc Young and Luis Costa et al. (2024) Modeling airbursts by comets, asteroids, and nuclear detonations: shock metamorphism, meltglass, and microspherules. Airbursts and Cratering Impacts. 2024. Vol. 2(1). DOI: 10.14293/ACI.2024.0004. Modeling airbursts by comets, asteroids, and nuclear detonations: shock metamorphism, meltglass, and microspherules

18. Ernstson, K. (o.J.) A gravity survey of the Holocene Lake Tüttensee meteorite impact crater (Chiemgau impact event). Available online:  https://www.researchgate.net/publication/259484681_A_gravity_survey_of_the_Holocene_Lake_Tuttensee_meteorite_impact_crater_Chiemgau_impact_event/link/0deec52c2a3665b50e000000/download

19. Ernstson, K. (o.J.) Gravimetrische Untersuchungen bei Grabenstätt: Anzeichen für einen Impaktursprung des Tüttensee-Kraters (Chiemgau-Impakt) erhärtet.- https://chiemgau-impakt.de/pdfs/Gravimetrische_untersuchungen.pdf.

20. Ernstson, K. (2014) Die seismischen Messungen (Sedimentechographie) und die Gravimetrie vom Tüttensee-Krater. Available online: https://www.chiemgau-impakt.de/2014/09/02/die-seismischen-messungen-sedimentechographie-und-die-gravimetrie-vom-tuettensee-krater-und-die-legende-von-der-toteis-genese/. (17/02/2023)

21. Bayerisches Geologisches Landesamt (Hg.) Geologische Karte 1:25 000 8141 Traunstein, 1977