Ein Impakt-Horizont bei Chieming-Stöttham

Nachdem im Umfeld des Tüttensees über 30 Schürfe einen als Schicht von Auswurfmassen gedeuteten Impakthorizont angetroffen haben [http://chiemgau-impakt.de/pdf/artikel2d.pdf], wurde bei archäologischen Ausgrabungen im Randbereich des Chiemsees  bei Chieming-Stöttham eine sehr ähnliche Situation freigelegt. Über einem ungestörten Untergrund (Grundmoräne) mit einem fossilen Bodenhorizont folgt eine Schicht, die nur als Ausdruck eines katastrophalen Ereignisses in der allerjüngsten geologischen Geschichte gedeutet werden kann. Wie am Tüttensee besteht diese Schicht aus wirr durcheinander gemischten Gesteins-Trümmermassen mit tiefgreifend säure-korrodierten Komponenten in einer tonigen Matrix. In diese Trümmermassen sind organisches Material wie Holzkohle, Knochen und Zähne ebenso wie archäologische Objekte eingearbeitet. Überlagert wird der „Katastrophen“-Horizont durch eine jüngere ungestörte Kulturschicht und jüngste Bodenbildungen. Ähnlich wie am Tüttensee erlauben die archäologischen Befunde eine Einstufung des Ereignisses in eine Zeit viele tausend Jahre nach Ende der Eiszeit.

Abb. 1. Die Schichtenfolge bei Chieming-Stöttham mit dem „Katastrophen“-Horizont (hell, etwa in der Mitte des Bildes).

 

Abb. 2. Nahaufnahme des Trümmer-Horizontes.

Wegen der großen Entfernung zum Tüttensee ist auszuschließen, dass der Stötthamer Trümmerhorizont Auswurfmassen aus diesem postulierten Meteoritenkrater repräsentiert. Stattdessen ist von näher gelegenen weiteren Einschlagsorten auszugehen, und manches spricht dafür, dass ein Einschlag in den Chiemsee zumindest beteiligt war.

 

Abb. 3. Ein weiterer Schurf auf dem Ausgrabungsgelände. Hier hat der etwa 2 m tiefe Schacht durch die Trümmermassen die anstehende Grundmoräne noch nicht erreicht. Der Aufschluss zeigt – im Vergleich mit Abb. 1 – die Mächtigkeitsschwankungen und die wechselvolle Ausbildung des „Katastrophen“-Horizontes. Bei vielen der dunklen Komponenten handelt es sich um eingemischte Holzkohle.