NEUE FURCHENSTEINE VOM CHIEMSEE – KEINE BAKTERIEN, KEINE ALGEN, KEINE MUSCHELN.

Als Ergänzung zu den Ausführungen von weiter unten zu den sogenannten Furchensteinen vom Chiemsee, die von lokalen Geologen wie Dr. Huber und Dr. Darga immer noch als die Wirkung von Organismen wie Algen, Bakterien und Muscheln angesehen werden, bringen wir nachfolgend drei wunderschöne Beispiele aus einer ganzen Reihe von Furchensteinen, die von Herrn H. Eberle aus Siegsdorf gesammelt wurden und von denen er uns kürzlich Fotos zur Verfügung gestellt hat.

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Bild 1. Die sehr häufig bei den Furchensteinen zu beobachtende Kegel- oder Pyramidenform kommt hier besonders gut zur Geltung. Die geometrisch klar ausgerichteten scharfkantigen Furchen im Fallen der Kegelmantelfläche deuten auf einen von der Spitze ausgehenden Lösungs-/Erosionsprozess. Im Hinblick auf den von Dr. Darga und Dr. Huber postulierten Organismenfraß müsste dieser Prozess eine hervorragende Kommunikation und Organisation der Algen, Bakterien und/oder Muscheln untereinander vorausgesetzt haben.

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Bild 2. Im hier gezeigten Foto ist der Furchchenstein eine leicht an der Spitze abgeflachte Pyramide mit grob quadratischer Grundfläche. Auch wie im Fall des Kegels in Bild 1 verlaufen die scharfkantigen Furchten mit geometrischer Kontrolle divergierend von der Spitze. Ein Fall für Bakterien, Algen, Muscheln?

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Bild 3. Das Besondere an diesem Furchenstein vom Chiemsee ist die den Stein etwa vertikal halbierende tiefe Einkerbung mit einem eigenartigen dunkel gefärbten „Schriftzug“ am Boden. Dem Geologen ist diese Naht allerdings als Drucksutur oder Stylolithen wohlbekannt. Er erklärt sie als das Resultat von Drucklösung im Gestein, die vor allem in Karbonatgesteinen aber, viel seltener, auch in silikatischen Gesteinen (z.B. Quarziten) auftreten kann. Häufig an feinsten Rissen oder anderen Inhomogenitäten ansetzend führen tektonischer Druck oder Auflastdruck zu Materiallösung und einer damit verbundenen Verzahnung der sich im Laufe der geologischen Zeit gegeneinander bewegenden Gesteinseinheiten (vergl. auch Bild 4). Bleibt bei der Drucklösung des kalkigen Material ein unlöslicher Rückstand, lagert sich dieser auf den „Zähnen“ ab und verleiht der Sutur häufig eine andere Färbung, was auch hier der Fall ist.

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Bild. 4. Zum Vergleich: Eine Stylolithennaht in einem alten Kalksteinmörser.

Für das Modell der Entstehung der Furchensteine ist diese Beobachtung der „Sonderfurche“ offenbar exakt entlang der Stylolithennaht in das Gestein hinein bemerkenswert. Nach unserer Modellvorstellung ist die Furchenbildung ein Ablationsprozess, wie er von Meteoriten bekannt ist, was wir in den Ausführungen weiter unten ausführlich beschreiben. Beim Chiemgau-Impakt konnten die Furchensteine vermutlich entstehen, als überhitzter Wasserdampf oder andere extrem heiße Gase in Form eines hochenergetischen „Jets“ zu Karbonatschmelze und zu dem besagten gerichteten Ablationsprozess führten. Im Vergleich mit der normalen Hitzezersetzung durch Kalkbrennen kann sich der Kalkstein sogar bei deutlich niedrigeren Temperaturen verwandeln und zwar in Form einer Karbonatschmelze, wenn geeignete Druckverhältnisse, Beimengungen sowie Kohlendioxid- und Wasserverteilungen gegeben sind. Im vorliegenden Fall ist vorstellbar, dass genau die Verunreinigungen der Lösungsrückstände im Bereich der Stylolithen zu einem bevorzugten Schmelzen entlang der Naht führten