Das Donnerloch-Phänomen und der Chiemgau-Impakt: Ein neuer Baggerschurf, geophysikalische und geologische Befunde
von Kord Ernstson und Andreas Neumair (Juli 2014)
Zusammenfassung
Das Phänomen der Donnerlöcher im Raum Kienberg nördlich des Chiemsees in Südostbayern hat die Bevölkerung seit Menschengedenken beschäftigt und die Geologen bezüglich einer Erklärung i.a. ratlos gelassen oder zu unüberlegten Deutungen (Toteislöcher, geologische Orgeln) veranlasst. Eine stimmige Erklärung, die sämtliche Beobachtungen im Zusammenhang mit Gesteinsverflüssigung (Bodenverflüssigung, Liquefaktion) und erdbebenähnlichem Schock befriedigend deutet, ist vor wenigen Jahren mit Bezug auf den Chiemgau-Meteoriteneinschlag publiziert, von der offiziellen bayerischen Geologie jedoch ignoriert worden. Ein neuerlicher, 8 m tiefer Donnerlocheinbruch mit gerade noch vermiedenem Personenschaden und ausführlichen Medienberichten hat das LfU (Bayerisches Landesamt für Umwelt) von der erst kurz zuvor geäußerten Meinung, die Donnerlöcher seien eine in Bayern nicht unübliche Erdfall-Erscheinung, und für die Region Kienberg sei ein Gefährdungsrisiko nur als gering zu erachten, offenbar abrücken lassen und einen Baggerschurf eines 2013 entstandenen kleineren Donnerlochs veranlasst, der im Rahmen von zwei studentischen Bachelor-Arbeiten unter der Betreuung durch LfU und TUM (Technische Universität München) geologisch aufgenommen wurde. Vor der Zerstörung des geologischen Untergrundes durch den Baggerschurf wurden von der Forscher-Gruppe des CIRT (Chiemgau Impact Research Team) geophysikalische Messungen in Form des Electrical Imaging für Widerstand und induzierte Polarisation durchgeführt. Sie bestätigen die bei früheren durch das CIRT praktizierten Baggerschürfen und geophysikalischen Messungen gewonnenen Erkenntnisse und lassen keine Zweifel an der Erklärung im Zusammenhang mit dem Chiemgau-Impakt aufkommen. Die mit der Geophysik nachgewiesenen erheblichen, großflächigen Umbrüche im geologischen Untergrund um die an der Oberfläche meist nur kleindimensionierten Donnerlocheinbrüche, die mit dem jetzigen Baggerschurf nur völlig unzureichend dokumentiert werden, belegen, dass im Raum Kienberg sehr wohl ein erhebliches Gefährdungspotential vor allem für Gebäude besteht.
Inhalt
1 Vorgeschichte – Einführung – 2 Das Donnerloch von Helming – 3 Die geophysikalischen Messungen – 4 Vergleich mit den früheren Messungen – 5 Einige geologische Beobachtungen zum Baggerschurf; Liquefaktion und Injektite – 6 Donnerlöcher und Georisiken im nördlichen Landkreis Traunstein – 7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen – Literatur