Artikel: Secondary cratering on Earth: The Wyoming impact crater field. More than three question marks. – Comment on the Kenkmann et al. article (GSA Bulletin)
Ein kürzlich erschienener Artikel von Kenkmann et al. im GSA Bulletin mit dem Titel (übersetzt)
Sekundäre Kraterbildung auf der Erde: Das Einschlagskraterfeld von Wyoming
hat vor allem im Internet zu einer Fülle von Reaktionen geführt und zu einem umfangreichen kritischen Kommentarartikel von Forschern des CIRT geführt, der HIER auf der Website für eine Einführung und HIER als PDF angeklickt werden kann.
Der Kommentarartikel, der das Wyoming-Impaktkraterfeld umfassend mit dem Chiemgau-Impaktkraterfeld vergleicht, wirft den Autoren schwere methodische Fehler und wissenschaftlich falsches Arbeiten vor. Die Schlussfolgerung ist, dass es dieses angebliche Wyoming-Sekundärkraterfeld nicht gibt.
Hier folgt eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung des CIRT-Kommentar-Artikels:
Zusammenfassung. – Sekundärkrater bei Einschlägen auf dem Mond, Planeten und deren Monden sind ein bekanntes Phänomen, das schon vielfach untersucht wurde. In dem von uns hier kommentierten Artikel berichten die Autoren über ein Kraterstreufeld im amerikanischen Bundesstaat Wyoming, das als ein Feld von Sekundärkratern einer bisher unbekannten größeren primären Impaktstruktur und als erstes auf der Erde interpretiert wird. Wir vergleichen das Wyoming-Kraterfeld mit dem Chiemgau-Einschlagskraterfeld in Südostdeutschland und stellen fest, dass beide nahezu identische Merkmale in Bezug auf Geometrie und Petrographie aufweisen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das angebliche sekundäre Kraterfeld von Wyoming eine Fiktion ist und die Krater auf einen primären Einschlag zurückzuführen sind. Die angeblichen Beweise sind sehr dürftig bis leicht zu widerlegen. Ein Primärkrater existiert bis heute nicht. Die erwähnte, aber nicht einmal gezeigte negative Freiluft-Gravimetrieanomalie ist in diesem Zusammenhang ungültig. Die Bouguer-Schwerekarte zeigt keinen Hinweis auf eine mögliche große Einschlagstruktur. Ebenfalls untauglich ist die Verwendung von Asymmetrien mit der Längung der angenommenen Sekundärkratern mit einem sehr fragwürdigen Korridorschnittpunkt für die Auswurfmassen. Von 31 Kratern, die als nachgewiesen gelten, sind 15 kreisförmig (Exzentrizität 1) und mehr als die Hälfte (19) haben eine Exzentrizität ≤1,2. Kreisförmige und längliche Krater sind miteinander vermischt. Die ausgewerteten Kraterachsen können ebenso gut von einem mehrfachen Primäreinschlag herrühren. Langgestreckte Krater können auch aus Dubletten sich überlappender, nicht mehr frischer Krater resultieren, die die Autoren selbst beschreiben. Die Autoren zeigen in ihrer Arbeit für keinen der vermessenen Krater ein Digitales Geländemodell mit Höhenlinien, sondern nur durch Vegetation unscharfe Luftbilder. Eine Überprüfung der Kratermessungen mit den abgeleiteten Exzentrizitäten und Streichrichtungen ist unmöglich. Kein einziges topographisches Profil über auch nur einem einzigen Krater des Streufeldes wird gezeigt, weder aus DTM-Daten noch aus einer optischen Nivellierung, die angesichts der relativ kleinen Krater im Handumdrehen hätte durchgeführt werden können. Schwerwiegend ist der Irrglaube, dass ein so großes Kraterfeld von 90 km Länge mit drei separaten Clustern nach 20 Jahre alten Modellrechnungen nicht möglich ist. Ein Primäreinschlag mit mehreren Projektilen wäre vielleicht unter seltenen Umständen denkbar, die von den Autoren als nicht relevant bezeichnet werden. Der angeblichen Unmöglichkeit eines solch großen primären Streufeldes mit Verweis auf die bekannten kleinen Impaktfelder von Morasko, Odessa, Wabar, Henbury, Sikhote Alin, Kaalijärv und Macha stehen die drei größeren Impaktstreufelder von Campo del Cielo, Bajada del Diablo (sehr wahrscheinlich) und Chiemgau entgegen, die in der Literatur umfangreich beschrieben sind, aber von Kenkmann et al. mit keinem Wort erwähnt werden. Der Vergleich des Wyoming-Streufeldes mit dem etwa gleich großen Chiemgau-Impaktkrater-Streufeld hier im Kommentarartikel belegt die wissenschaftlich eindeutig viel größere Bedeutung des Chiemgau-Impaktes, der trotz der Ablehnung und Ignorierung in Teilen der sogenannten Impaktgemeinde als der derzeit größte und bedeutendste holozäne Impakt angesehen werden muss.
Drei der Krater im Wyoming-Kraterstreufeld , wie sie im Kenkmann et al.-Artikel abgebildet sind. Luftbild Google Earth.
Impaktkrater im Chiemgau-Streufeld als topographische Karte des Digitalen Geländemodells DGM 1.