Der YDB-Impakt: ein neues Kapitel

… oder „Requiem“ für die Ablehnung der Hypothese?

YDB steht für (englisch) Younger Dryas Boundary. Die Jüngere Dryas-Zeit (oder auch nur die Jüngere Dryas) steht in der Erdgeschichte für eine scharf einsetzende Kälteperiode von etwa 1000 Jahren in der Zeit zwischen grob 11000 und 10000 v. Chr. und für das Ende des Pleistozän (der „Eiszeit“).

juengere Dryas Impakt clovis mammut

Die Ursachen dieses Ereignisses sind umstritten und werden konventionell in Zusammenhang mit einer Störung der Nordatlantik-Zirkulation gesehen. Im Jahr 2007 erregte eine neue Hypothese Aufsehen (vor allem mit dem Namen Richard Firestone verknüpft), nach der ein gewaltiger Impakt „Der YDB-Impakt: ein neues Kapitel“ weiterlesen

Drei Wege zum Bims

… oder: die „Ablöschschlacke“ von Achthal und Bergen

In einem unserer letzten Beiträge hier auf der Webseite haben wir über Funde verschiedener Bimsvarietäten geschrieben, eine Entstehung im Zusammenhang mit dem Chiemgau-Impakt erörtert und bereits auf noch ausstehende Diskussionen verwandter Bildungen hingewiesen. In diesem Zusammenhang und im Zuge unserer Recherchen zu möglichen Impakt-Begleiterscheinungen, Verwechslungen und Konvergenzen ist Diplomgeologe Andreas Neumair vom CIRT auf einen baugeschichtlich interessanten, offenbar weitgehend unbekannten Zusammenhang gestoßen.

Bims 1

Abb. 1. Chiemgau-Impakt und Bimsvorkommen in Europa.

Es ist wohlbekannt, dass Bims(stein), der bei explosivem Vulkanismus entsteht und nahe oder an der Erdoberfläche gefunden wird, seit tausenden von Jahren ein traditioneller Baustein ist. Der Grund sind seine geringe Dichte, die leichte Art, ihn zu bearbeiten, sowie ein erzielbares angenehmes Raumklima. Auch der Handel mit Bims für repräsentative Bauten ist seit langer Zeit bekannt, z.B. zwischen Griechenland und dem Ägypten der Pharaonen (Steinhauser et al. 2010) und bis in moderne Zeiten hinein. In Mittel- und Süd(Ost)europa gibt es natürliche Bimsvorkommen nur an wenigen Stellen (Griechenland, Italien und Deutschland, Abb. 1), wo er gewonnen und in nachmittelalterlicher Zeit für Kuppeln und Gewölbe von Schlössern und Kirchen verbaut wurde. In Deutschland gehören z.B. die Grabeskirche in Aachen (Hilbert 2011) und die Würzburger Residenz dazu (Wiesneth 2011).  „Drei Wege zum Bims“ weiterlesen

Chiemgau-Einschlag: Impakt im Experiment

Experimentelle Impakte mit der Erzeugung echter Überschall-Krater (hypervelocity crater) im Labor

hypervelocity impact crater experiments in flour

Abb. 1. Momentaufnahme aus einem Video mit Überschall-Einschlag in Mehl und Kraterbildung. Mit dem Anklicken des Bildes läuft das komplette Video ab.

Im Hinblick auf das immer noch feststellbare Unverständnis für meteoritische Impaktvorgänge, insbesondere auch bei manchen Geologen, freuen wir uns, hier einige Resultate von experimentellen Impakten, die mit Hochgeschwindigkeitskameras aufgenommen wurden, zu präsentieren. Ermöglicht wurde das durch eine Zusammenarbeit des CIRT mit Werner Mehl, einem weltweit bekannten Spezialisten für Ballistik und Hochgeschwindigkeitsfotografie (www.kurzzeit.com).

Krater und Projektil eines experimentellen Überall-Einschlags in Mehl

Abb. 2. Experimenteller Einschlagkrater, der durch ein Projektil (wie es in der Hand liegt) in einem Untergrund aus Mehl erzeugt wurde. Der Auftreffwinkel betrug 30°. Durch  Anklicken des Bildes in Abb. 1 läuft ein Video ab, das den mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommenen Einschlag zeigt. Die äußere ringförmige Falte in der Folie ist nur ein Nebeneffekt des Versuchsaufbaus.

Zu den Einzelheiten des Experimentes ist das Folgende anzumerken:  „Chiemgau-Einschlag: Impakt im Experiment“ weiterlesen

Chiemgau-Impakt: Bims als Impaktgestein (Impaktit)

Bims oder Bimsstein ist ein poröses vulkanisches Gestein. Es bildet sich bei gasreichen explosiven Eruptionen bei der Vermischung von Lava und Wasser, was bei Druckentlastung die Lava durch Kohlendioxid und Wasserdampf aufschäumen lässt und bei rascher Abkühlung zu dem besonderen stark blasigen Gefüge führt. Bimsstein besteht fast ausschließlich aus Glas mit wenigen Kristalleinlagerungen und besitzt bis zu 90 % Porosität, weswegen er i.a. auf Wasser schwimmt. Je nach Ausgangsmaterial und Gefüge tritt Bimsstein in einem breiten Farbspektrum von fast weiß über gelb, grau bis nahezu schwarz auf. Bekannt ist z.B. der italienische Bims von Lipari oder vom Stromboli. In Deutschland wird der Bims des Eifel-Vulkanismus abgebaut.

Bimsstein vom Chiemsee

Seit wenigen Jahren hat die intensive Erkundung der Geologie des Krater-Streufeldes des Chiemgau-Impaktes zu reichlich Funden von Bimsstein-Geröllen im Randbereich des Chiemsees geführt.

Ausbildung

Bims vom Chiemsee Chiemgau Impakt

Abb. 1. Verschiedene Bims-Varietäten vom Chiemsee. Weißer Bims – grauer, randlich in weißlichen Bims übergehend – grauer Bims – grauschwarzer Bims. Funde: Ernst Neugebauer.

„Chiemgau-Impakt: Bims als Impaktgestein (Impaktit)“ weiterlesen

Chiemgau-Impakt: Ein neues Kohlenstoff-Impaktgestein

Aus der Zusammenarbeit des CIRT mit Dr. Tatyana Shumilova, Direktorin des Labors für Diamant-Mineralogie, Geologisches Institut, Komi-Wissenschaftszentrum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Syktyvkar, ist eine erste Publikation mit einer Präsentation auf der 43. Lunar and Planetary Science Conference (LPSC), 19. – 23. März 2012, The Woodlands, Texas, USA

http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2012/programAbstracts/view/

entstanden:

Shumilova T. G.,  Isaenko S. I.,   Makeev B. A.,   Ernstson K.,   Neumair A.,  Rappenglück M. A.: Enigmatic Poorly Structured Carbon Substances from the Alpine Foreland, Southeast Germany:  Evidence of a Cosmic Relation [Abstract #1430]. 

In der Untersuchung geht es um ein bisher unbekanntes Impaktgestein mit einer Kohlenstoff-Hochdruck-/Hochtemperaturmodifikation, das zum ersten Mal im Kraterstreufeld des Chiemgau-Impaktes gefunden wurde.

Das Abstract kann hier heruntergeladen werden

http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2012/pdf/1430.pdf,

und das Poster hier:

Poster LPSC

 

 

Shatter Cones vom Tüttensee-Krater (Chiemgau-Impakt)

Shattercones (englisch häufiger shatter cones; deutsch: Schmetter-Kegel) sind kegelförmige Brüche mit typischen Bruchflächenmarkierungen, die von Schockwellen erzeugt werden und die zu den wohlbekannten und sicheren makroskopischen Schockmerkmalen in Gesteinen von Meteoritenkratern (Impaktstrukturen) gehören.

Im Bereich der Krater des Chiemgau-Impaktes waren bisher keine Shattercones als sicheres Impakt-Indiz gefunden worden, was mit den vorherrschend sehr lockeren Gesteinsmassen im Einschlaggebiet erklärt werden konnte. In dieser Hinsicht muss offensichtlich umgedacht werden, seit vor kurzem im Bereich des Tüttensee-Ringwalles ein Stein mit klaren Shattercone-Strukturen aufgefunden wurde (Abb. 1).

shatter cones from the tüttensee crater, chiemgau impact meteorite crater strewn field

Abb. 1. Shattercone-Doppelkegel vom Tüttensee-Krater. „Shatter Cones vom Tüttensee-Krater (Chiemgau-Impakt)“ weiterlesen