Chiemgau-Impakt: der Doppelkrater am Boden des Chiemsees – und hübsche Gegenstücke

Seit einigen Jahren gibt es einen Befund, dass es einen zum Chiemgau-Einschlag gehörenden meteoritischen Doppelkrater am Boden vom Chiemsee gibt (Abb. 4). Die Suche nach schon länger vermuteten Spuren eines Impaktes in den See gründete sich ursprünglich auf Berichte von Chiemsee-Fischern über ungewöhnliche scharfkantige Gesteinsbrocken, die immer wieder zu Schäden an ihren Netzen geführt hatten. Solche Brocken gehören geologisch in den See keineswegs hinein. Nach einer Übersichtsvermessung mit einem Sonar-Echolot ergab eine anschließende Detailkartierung mit dem Echolot in der Tat eine ganz ungewöhnliche Struktur am Boden, gleichermaßen ein Fremdkörper im See, mit allen Anzeichen eines Doppelkraters, der von einem Ringwall umgeben ist (Abb. 1).

Sonar-Echolot-Karte des Doppelkraters im Chiemsee, Chiemgau-Impakt

Abb. 1. Der wahrscheinliche meteoritische Doppelkrater am Boden des Chiemsees. Karte nach detaillierten Sonar-Echolotmessungen mit der Wasserwacht Chieming. Die Meter-Skala beziffert die Wassertiefen.

Die Ähnlichkeit zu Impakt-Doppelkratern auf dem Mars ist augenfällig (Abb. 2). Nach dem Marsbild ist es offenkundig, dass sich die Doppelstruktur bei einem synchronen Impakt eines Zwillingsprojektils gebildet hat.

Vergleich Doppelkrater auf Mars und am Boden vom Chiemsee, Chiemgau-Einschlag

Abb. 2. Meteoritischer Doppelkrater auf dem Mars (Bildquelle NASA) und das Gegenstück am Boden des Chiemsees mit einer bemerkenswerten Ähnlichkeit. Die deutlich unschärferen Konturen bei der Chiemsee-Struktur dürfen nicht überraschen, da der Impakt ins Wasser und das darunter befindliche wassergesättigte unverfestigte Seesediment erfolgte.

Eine feine morphologische Parallele gibt es auch von einem experimentellen (Überschall-) Impakt in Aluminium (Abb. 3). Das Projektil-Paar erzeugte einen Doppelkrater als ein (seinerzeit gewiss nicht beabsichtigtes) Modell für den Chiemsee-Doppelkrater.

Vergleich Doppelkrater Experiment und am Boden vom Chiemsee, Chiemgau-Einschlag

Abb 3. Experimenteller Überschall-Zwillingsimpakt in Aluminium mit der Bildung eines Doppelkraters (Bildquelle NASA) ähnlich dem Chiemsee-Doppelkrater, der beim Chiemgau-Einschlag entstand.

Der Doppelkrater im Chiemsee erinnert an den Tüttensee-Krater, bei dem die geophysikalischen Messungen der Gravimetrie und der Seismik ebenfalls auf einen Mehrfach-Einschlag (in diesem Fall einen Dreifacheinschlag) schließen lassen. Mehr dazu kann HIER angeklickt werden.

Ein Einschlag oder auch mehrere Einschläge in den Chiemsee werden weiterhin durch charakteristische Tsunami-Ablagerungen im Randbereich des Chiemsees plausibel. Dazu sind vom CIRT in Zusammenarbeit mir griechischen Kollegen zwei Publikationen erschienen – mehr Informationen dazu HIER und HIER.

Karte Südostbayern mit Chiemsee, Doppelkrater Chiemgau-Einchlag karte

Abb. 4. Der Chiemsee in Südost-Bayern, der den wahrscheinlichen meteoritischen Doppelkrater verbirgt.