Die Donnerlöcher von Kienberg und das Erdbeben von Kalabrien 1783

In der Diskussion um die Donnerlöcher von Kienberg wird immer wieder die falsche Behauptung erhoben, die Chiemgauer Impaktforscher wollten mit der Erklärung zur Entstehung der Donnerlöcher die Hypothese des Chiemgau-Impaktes, des Einschlags eines großen Kometen oder locker gebundenen Asteroiden in der Bronzezeit/Keltenzeit, beweisen. Das trifft nicht einmal in Ansätzen zu, da der Impakt nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft längst als Realität anzusehen ist, wofür die allgemein in der Impaktforschung als Beweis angesehenen klaren Schockeffekte und extremen Temperaturauswirkungen (z.B. Entstehung des Chiemit bei Temperaturen von 2500 – 4000°C) stehen.

Die im Raum Kienberg so konzentriert auftretenden Donnerlöcher sind primär ein geologisches Phänomen, das vom CIRT mit großen Aufgrabungen geologisch und mit geoelektrischen Messungen geophysikalisch in den letzten Jahren untersucht worden ist. Dabei haben sich klare und eindeutig zu interpretierende Befunde ergeben, die in einer Publikation mit Peer-Review (vier Gutachter) publiziert wurden. In der Publikation werden alle nur denkbaren Möglichkeiten einer Donnerloch-Bildung erörtert und bis auf das offensichtlich anwendbare Modell einer Bodenverflüssigung (Liquefaktion) mit explosionsartiger Materialentladung nach oben verworfen. Die Liquefaktion oder auch Gesteinsverflüssigung ist ein allgemein in der Geologie, Ingenieurgeologie, Erdbebengeologie und Seismologie bekannter Prozess, der vor allem im Zusammenhang mit schwersten Erdbeben auftritt. Das CIRT hat in der Publikation für den Fall Kienberg das heute noch geologisch so klar „mitgenommene“ Erdbebengebiet von New Madrid in Missouri, USA, zum Vergleich herangezogen, wo ganz ähnliche Phänomene heute, noch 200 Jahre nach dem Erdbeben, auftreten.

Man kann aber noch etwas weiter zurückgehen und in Europa bleiben. Im Jahr 1783 erlebte Kalabrien in Süditalien eine Folge schwerster Erdbeben, und über die Auswirkungen hat der berühmte Geologe Charles Lyell in seinem nicht minder berühmten Buch „Principles of Geology“ (1830 – 1833) ausführlich mit lehrreicher Bebilderung berichtet. Und ein ganz besonderer Aspekt dabei ist der der Bodenverflüssigung mit begleitenden explosionsartigen Sandentladungen nach oben und letztlich der Bildung von Donnerlöchern. Nachfolgend bringen wir zwei dieser Holzschnittbilder und übersetzen dazu Zitate aus dem englischen Originaltext.

Zwischenablage01

„In der Nähe von S. Lucido, wie auch an anderen Orten, wird der Boden beschrieben, als ob er sich aufgelöst hätte, so dass Schlammströme wie Lava den flachen Grund überfluteten. … Viele dieser Erscheinungen in den Ebenen zeigen klar das abwechselnde Heben und Senken des Grundes. Der erste Effekt der heftigeren Schocks war gewöhnlich ein Austrocknen des Flusses, unmittelbar gefolgt von einer Überflutung der Ufer. Entlang der alluvialen Ebenen und in Sumpfböden wurde eine ungeheure Anzahl von Sandkegeln nach oben geschleudert. … “ 

Zwischenablage02

„…, wir finden, dass einige Flächen mit runden Löchern, zum großen Teil wagenrad-groß, oft aber auch größer und kleiner, überdeckt waren. … im allgemeinen waren sie mit trockenem Sand gefüllt, manchmal mit konkaver, manchmal mit konvexer Oberfläche. Beim Aufgraben fand man sie fächerförmig ausgebildet, und der feuchte lose Sand im Zentrum markierte die Röhre, durch die das Wasser nach oben herausgespritzt war. Der beigefügte Schnitt [No. 29] repräsentiert einen dieser invertierten Kegel, nachdem das Wasser verschwunden und nichts anderes mehr als trockener glimmerreicher Sand geblieben war.“ 

Mit diesen Ausführungen wollen wir noch einmal betonen, dass das Phänomen der Donnerlöcher von Kienberg ein geologisches Phänomen ist, das geologisch plausibel mit energiereicher Bodenverflüssigung und späteren Folgeprozessen erklärt werden kann und dem durch die Chiemgauer Impaktforscher und deren umfangreiche Untersuchungen schlüssig der Ruf des Rätselhaften genommen worden ist.