Chiemgau-Impakt und die Donnerlöcher: ein neues Kapitel

Geologisch-geophysikalische Feldarbeit statt Lehrbuchwissen

Am Freitag vergangener Woche meldet ein Pilzsammler ein offensichtlich ganz frisch entstandenes Donnerloch im Wald (Abb. 1), das mittlerweile bereits das achte gemeldete Donnerloch in diesem Jahr in der Region Kienberg nördlich vom Chiemsee ist.

neues Donnerloch Kienberg

Abb. 1. Das frisch entstandene Donnerloch im Raum Kienberg. Fotos H. Schiebl.

Die Besonderheit: Bei einem Durchmesser von etwa 1 m beträgt die Tiefe mindestens 7 m. Der Bedachtsamkeit des Pilzsammlers ist es zu verdanken, dass die offiziellen Stellen informiert werden und Polizei und Feuerwehr zur Absicherung anrücken. Es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, sich unaufmerksamere Spaziergänger, spielende Kinder und die Folgen vorzustellen. In 7 m Tiefe unter der Erdoberfläche dürfte ein Handy wohl auch nicht mehr funktionieren. Das ist der eine Punkt.

Der andere Punkt: Durch die Meldung an die Polizei ist das spektakuläre Phänomen der Donnerlöcher urplötzlich für die Medien, Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen hochinteressant geworden. Mit zwei Resultaten. Zum einen melden sich wieder die vielen selbsternannten „Experten“ für Geologie, Geophysik und Impaktforschung in Zeitungsleserbriefen und Internet-Blogs, um sich mit „klugen Weisheiten“ zur Entstehung der Donnerlöcher als Besserwisser darzustellen. Natürlich ohne sich je auch nur ein klein wenig informiert oder gar eine einschlägige Ausbildung genossen zu haben.

Zu den selbsternannten „Experten“ gehört auch der schon wiederholt im Zusammenhang mit dem Chiemgau-Impakt mit seinem Blog in Erscheinung getretene Dr. Robert Huber von der Universität Bremen. Er, der schon mal Gravimeter-Messungen nicht von Magnetometer-Messungen unterscheidet und auch sonst überaus kuriose geologische Konstruktionen zum Besten gibt, hat sich nunmehr auch der Donnerlöcher angenommen. Nach seinen Ausführungen zu urteilen ist zu vermuten, dass er sich seine Geologie-Bücher aus der Studienzeit hervorgeholt und gelesen hat, was für Prozesse für die Entstehung von Erdfällen in Frage kommen. Dabei merkt er offenbar gar nicht, dass er die spezielle Ausbildung der Donnerlöcher mit Bodensenken verwechselt bzw. gleichsetzt und Erklärungen für die Entstehung dieser Senken anbietet. Mehr ist hier zu Dr. Huber nicht zu sagen.

Wesentlicher ist der Punkt, wie von amtlicher Stelle mit dem Phänomen umgegangen wird. Vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), geologischer Dienst mit der Abteilung Ingenieurgeologie, Georisiken, wurde das Thema erst kürzlich auf Initiative des oben erwähnten Dr. Huber aufgriffen, dabei aber das Gefahrenpotenzial durch den verantwortlichen Dienststellenleiter Dr. Poschinger als gering eingestuft. Auch für Dr. Poschinger sind die bekannten Lehrbuch-Erklärungen das Maß der Dinge:

— Offene Klüfte in den durch Eistektonik deformierten Konglomeraten

— Hohlräume aufgrund der Verwitterung und Lösung von Geröllen, insbesondere in       „geologischen Orgeln“

— Unterirdische Ausspülungskanäle in Feinsanden bis Schluffen bis zu tiefer        gelegenen Vorflutern.

Wir vermuten, dass auch im Zusammenhang mit dem jetzigen Medieninteresse das LfU bei dieser Linie bleiben wird, zumal die „Verteufelung“ des Chiemgau-Impaktes durch das LfU schon fast Legende ist.

Aus diesem Grund wollen wir hier noch einmal kurz die wesentlichen Punkte der geologischen und geophysikalischen Forschungen zum Phänomen der Donnerlöcher stichpunktartig zusammenstellen, die das bisher zitierte Lehrbuchwissen der regionalen und lokalen Geologen als hier grundsätzlich nicht anwendbar entlarven. (Erläuternde Bilder können durch Klicken auf die blau markierten Wörter/Begriffe heruntergeladen werden.)

1. Im Gegensatz zu allen bisherigen geologischen, meist sehr vagen Erklärungen aus dem Lehrbuch haben die Forscher des  Chiemgau Impact Research Team (CIRT) nach gutem wissenschaftlichen Brauch nicht nur Sprüche gemacht, sondern das Phänomen gründlich vor Ort im Gelände nach den Regeln geologischer Kunst untersucht.

2. Die wissenschaftlichen Untersuchungen vor Ort

Zwei Donnerlöcher wurden mit einem großen Bagger großvolumig aufgegraben und geologisch untersucht mit Probennahme und Fotodokumentation. – Über einem Donnerloch, das anschließend aufgegraben wurde, und einem in der Entstehung befindlichen Donnerloch wurden Profile geophysikalischer Messungen (geoelektrische komplexe Widerstandsmessungen mit der Registrierung von Widerstand und Induzierter Polarisation) gemessen, um die geologischen Untergrundstrukturen auch in einem größeren Rahmen um die Donnerlöcher zu erfassen.

3. Die Ergebnisse

Donnerloch-Aufgrabungen: Die Donnerlocheinbrüche existieren genau im Scheitel von erheblichen, z.T. viele Meter messenden Aufwölbungen der geologischen Schichten. Konzentrisch unter dem Oberflächen-Donnerloch befindet sich eine große bis zu einem Meter messende runde Perforation in einer Nagelfluh-Bank (betonartig zementiertes Konglomerat). Durch diese Perforation ist sandig-kiesiges Material nach oben in die kuppelartig aufgewölbten tonig-lehmigen Schichten gepresst worden; die Kiesgerölle sind vielfach stark zertrümmert. Die Pressung VON UNTEN NACH OBEN muss EXTREM ENERGIEREICH gewesen sein, da mehrere 100 kg schwere Nagelfluh-Blöcke aus der Perforation herausgebrochen und bis zu einem Meter (!) NACH OBEN transportiert wurden. – Im tief aufgegrabenen Untergrund wurden größere offene Hohlräume (in mehreren Metern Tiefe) freigelegt.

Die Ergebnisse Geophysik: Die Messungen der Geoelektrik zeigen ein Szenario mit einer starken Störung des geologischen Untergrundes bis zu mehr als 20 m Radius um das Donnerloch. Die Geophysik zeugt eindeutig Aufwölbungen der Schichten, Transport von sandig-kiesigem Material VON UNTEN NACH OBEN, zum Teil in vertikalen, scharf begrenzten Röhren. Eine solche scharf begrenzte Explosionsröhre könnte möglicherweise auch das jetzige röhrenförmige Donnerloch mit 7 m Tiefe vorgezeichnet haben (Abb. 2).

IP Messung Donnerloch Kienberg Chiemgau Impakt

Abb. 2. Das sich entwickelnde Donnerloch bei Mörn im geophysikalischen Bild: Wird daraus auch so eine enge, tiefe Einbruchsröhre?

4. Deutung der geologisch-geophysikalischen Befunde

(überwiegend nach der Publikation zu den Donnerlöchern im Central European Journal of Geosciences).

Möglichkeiten:

— schwerstes Erdbeben: Alle Befunden deuten auf den hinlänglich bekannten Prozess der Bodenverflüssigung (Liquefaktion) mit explosionsartiger Entladung nach oben, wie sie von schwersten Erdbeben bekannt ist, Erdbeben von Calabrien, New Madrid und viele andere. Ein schwerstes Erdbeben, das  nur im Raum Kienberg gewirkt hat, kann ausgeschlossen werden.

— Da ausgehobenes Material fehlt, kann menschliches Wirken (Brennöfen, Prospektion, Bombenkrater, Behausungen) ausgeschlossen werden. Möglichkeiten reiner Erdfälle:

— Bergbau-Tätigkeit im Raum Kienberg kann ausgeschlossen werden.

— Großvolumige Verkarstung kann ausgeschlossen werde (man bedenke: ganze Pferdegespanne sind im der Region Kienberg eingesunken); die ersten verkarstungsfähigen Kalkgesteine gibt es erst im Malm, 4000 m tief.

— (Sub)vulkanische Tätigkeit ist unbekannt und kann ausgeschlossen werden.

— Heftige Grundwasserspiegelschwankungen mit der Ausspülung im Untergrund gibt es im Raum Kienberg nicht.

— Interne Erosion (sog. Piping) ist denkbar, verlangt aber nach Terassenkanten oder Geländeabhängen: haben wir bei den Donnerlöchern nicht.

— Gasausbrüche? Erdgas gibt es in 1000 m Tiefe, aber es ist unvorstellbar, dass Gasexhalationen in der Lage sind, mehrere 100 kg schwere Nagelfluhblöcke in die Höhe zu heben.

— Schlammvulkanismus? Es fehlt der Schlamm.

— Eistektonik? Eiskeile? Nirgendwo in den zahllosen Kiesgruben der Region kann man Auswirkungen von Eistektonik und dadurch deformierte Konglomerate (Dr. Poschinger) beobachten. Und warum macht die Eistektonik fast immer ziemlich kreisrunde Löcher?

5. Deutung durch den Chiemgau-Impakt 

Der Chiemgau hält sämtliche „Zutaten“ bereit, um die Phänomene der Donnerloch-Entstehung plausibel zu machen: Extrem energetische Kollision eines Kometen oder eines locker gebundenen Asteroiden mit der Erdoberfläche – Auslösung extremer „Erdbeben“-Schockwellen (Richter-Äquivalent vielleicht 7) – Bodenverflüssigung der sandig-kiesigen Bodenschichten in einem schwebenden Grundwasserstockwerk, das es überall im Raum Kienberg immer wieder gibt (im Gegensatz zu der Behauptung von Dr. Huber) – hochenergetische, explosionsartige Entladungen an Schwächestellen in Nagelfluh-Einschaltungen – Materialtransport nach oben, Aufwölbung der Schichten, Zertrümmerung der Gerölle.

Dann Ruhe ……

In den folgenden hunderten und tausenden von Jahren bis auf den heutigen Tag sehr langsame Auswaschung des feinkörnigen Material aus dem durch den Impakt schwer mitgenommenen Untergrund – Hohlraumbildung – die Hohlräume werden immer größer – die Deckschichten tragen nicht mehr – ein Donnerloch bricht ein.

6. Das Analogon in der USA  – die schwere Erdbebenserie 1811/1812 von New Madrid in Missouri

Liquefaktion (Bodenverflüssigung) – Sandexplosionen – Donnerlöcher  – geologische Deformationen der Schichten ganz ähnlich denen der im Raum Kienberg anstehenden über riesige Areale hinweg – Warnung an die Farmer, mit ihrem schweren Gerät bestimmte „Donnerloch“-gefährdete Bereiche zu meiden ….. für alle USA-Geologen und Geologen aus aller Welt ein ganz normaler und voll verstandener Prozess.

7. Was sagen die herkömmlichen Erklärungen dazu?

Sämtliche herkömmlichen Erklärungen der Geologen bedienen sich des einfachen Modells einer Auswaschung im Untergrund mit Hohlraumbildung und nachfolgendem Einbruch. Aber die Geologen haben dabe niemals in den Untergrund geschaut sondern stets nur Standard-Lehrbuchwissen bemüht. Der entscheidende Unterschied ist die Zweiphasigkeit der Bildung der Donnerlöcher, die von den lokalen und regionalen Geologen endlich einmal zu verinnerlichen ist:

Phase 1: Extrem energetische Bewegung von unten nach oben mit einem erheblichen Materialtransport nach OBEN, Schichtaufwölbung, Gesteinszertrümmerung. Erst dann

Phase 2: Langandauerndes Auswaschen des feinkörnigen Materials mit Hohlraumentstehung und letztlich einem Donnerloch-Einbruch (Material nach UNTEN).

8. Warum der Widerstand gegen diese überhaupt erste wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens der Donnerlöcher und die wissenschaftlich begründete Erklärung?

Unsere Ansicht: Geologen, die die Donnerlöcher nach dem Lehrbuch erklären wollen, sträuben sich dagegen, sich überhaupt mit dem geologischen Prozess eines Impaktes auseinandersetzen zu müssen (weil der eben  nicht in ihrem Lehrbuch steht), und auf diese Weise sehen sie auch eine feine Möglichkeit, den Impakt überhaupt ignorieren zu können. Womit wir wieder beim Anfang und dem LfU und der Uneinsichtigkeit seiner Beamten zu einem der spektakulärsten geologische Phänomene der jüngsten geologischen Vergangenheit in Bayern wären.

Weitsichtiger und weit einsichtiger ist da offenbar Bürgermeister Urbauer von der Gemeinde Kienberg. In einem Fernsehbeitrag zum neu entstandenen 7 m-Donnerloch äußerte er sich sinngemäß so: Bisher haben sich nur die Wissenschaftler und unsere Leute hier Gedanken zu dem Phänomen gemacht. Aber offenbar müssen wir die Sache in Zukunft doch allgemein ernster nehmen.

Vier Beiträge zum Chiemgau-Impakt auf der diesjährigen Tagung der Meteoritical Society, Edmonton, Kanada

Die jährliche Tagung der renommierten US-amerikanischen wissenschaftlichen Gesellschaft  „Meteoritical Society“, der auch die CIRT-Forscher Andreas Neumair und Kord Ernstson angehören, fand in der Zeit vom 29. Juli bis zum 2. August diesmal im kanadischen Edmonton statt.

meteoritical society meeting 2013 edmonton

Vier Beiträge, die sich mit dem Chiemgau-Impakt beschäftigen, können hier jeweils als Zusammenfassung (englische Abstracts) und als großformatiges Poster heruntergeladen werden. Zudem werden die Abstracts auch in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift „Meteoritics & Planetary Science, Volume 48“ gedruckt erscheinen.

Zu jedem der Beiträge folgen hier die Angaben zu den Autoren, die Titel sowie eine kurze Beschreibung der wesentlichen Resultate.

Rappenglück, M.A., Bauer, F. Hiltl, M., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Calcium-Aluminium-rich Inclusions (CAIs) in iron silicide matter (Xifengite, Gupeiite, Hapkeite): evidence of a cosmic origin – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5055.

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CAIs, Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse, sind eine mineralogisch und chemisch variierende Gruppe von Strukturen, die hauptsächlich von der Meteoritenklasse der kohligen Chondrite bekannt sind. CAIs konnten nunmehr in den Eisensiliziden aus dem Chiemgau-Kraterstreufeld nachgewiesen werden, wo sie zusammen mit Xifengit, Gupeiit, Hapkeit, Fersilicit und Ferdisilicit sowie den Karbid-Mineralen Moissanit und Khamrabaevit auftreten. Besonders signifikant in den Eisensilizid-Proben ist die innige Vergesellschaftung einer CAI-Hochdruckmodifikation mit einer CAI-Niedrigdruckmodifikation, was eine komplexe Entstehungsgeschichte der Chiemgau-Eisensilizide vermittelt und ihre kosmische Herkunft untermauert.

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Bauer, F. Hiltl, M., Rappenglück, M.A., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Fe2Si (Hapkeite) from the subsoil in the alpine foreland (Southeast Germany): is it associated with an impact? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5056.

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Hapkeit ist ein auf der Erde extrem seltenes Mineral aus der Gruppe der Eisensilizide. Neben den seit längerem bekannten Eisensiliziden Xifengit, Gupeiit und Fersilicit konnte nunmehr neben dem Ferdisilicit auch der Hapkeit in den Proben aus dem Chiemgauer Meteoritenkrater-Streufeld nachgewiesen werden. Vor einigen Jahren erregte der erste Fund von Hapkeit auf der Erde Aufsehen, nachdem man das Mineral im Mondmeteoriten Dhofar 280 nachgewiesen hatte. Interessant an dem Chiemgauer Hapkeit-Fund ist, dass es sich um die kristallographische trigonale Modifikation handelt, die sich zum kubischen Hapkeit des Mondmeteoriten gesellt. Im Zuge der sehr umfangreichen und tiefschürfenden Analysen des Chiemgauer Eisensilizidmaterials mit allen Möglichkeiten, die die Elektronenmikroskopie heute bietet, konnten auch ganz verschiedene Hinweise auf Schockereignisse gefunden werden, denen die Eisensilizide vermutlich ausgesetzt waren. Diese neuen Belege festigen einmal mehr die frühe Vorstellung der Chiemgauer Heimatforscher und Entdecker des Impakt-Phänomens, dass die Eisensilizide eine kosmische Herkunft haben.

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Neumair, A., Ernstson, K. (2013): Peculiar Holocene soil layers: evidence of possible distal ejecta deposits in the Chiemgau region, Southeast Germany – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract  #5057.

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In der Chiemgau-Region ist wiederholt von Einheimischen, vor allem im Zusammenhang mit Kanal- und Drainagearbeiten sowie Fundamentgründungen, über einen eigenartigen „zweiten Bodenhorizont“ dunkler bis schwarzer Farbe in ganz grob Halbmeter-Tiefe berichtet worden. Im Zuge der Impaktforschung ist dieser Horizont, der in den geologischen Kartierungen und Beschreibungen der Region nicht vorkommt, wiederholt angetroffen sowie geologisch und geophysikalisch untersucht worden. Der Beitrag zur Tagung berichtet nunmehr über eine gezielt angesetzte Analyse des Materials aus dem Horizont bei Eglsee, das in dieser Konsistenz, mineralogisch-chemischen Zusammensetzung und dem Gehalt an eigenartigen Komponenten sonst unbekannt ist. Ein Vergleich mit ähnlichen Horizonten an anderen Stellen auf der Erde kommt zum Schluss, dass es sich bei der „schwarzen Schicht“ mit deutlich erhöhter magnetischer Suszeptibilität um eine Ablagerung aus etwas weiter transportierten Impakt-Auswurfmassen (Ejekta) handelt, die hier der Bildung größerer Krater des Chiemgau-Impaktes (Tüttensee-Krater, Chiemsee-Doppelkrater) zugeschrieben werden.

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Ernstson, K., Müller, W., Neumair, A. (2013): The proposed Nalbach (Saarland, Germany) impact site: is it a companion to the Chiemgau (Southeast Bavaria, Germany) impact strewn field? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5058

Poster Nalbach Chiemgau mini Poster anklicken!

Abstract Nalbach – Chiemgau Zusammenfassung anklicken!

Über die bemerkenswerten Funde und Befunde zu einem vermuteten Meteoriteneinschlag im Saarland und Ähnlichkeiten mit dem Chiemgau-Impakt ist auf dieser Chiemgau-Webseite bereits berichtet worden. Der Beitrag zur Tagung in Edmonton fasst nunmehr die verblüffenden Parallelen bei den Gesteinen und Gläsern umfassender zusammen und präsentiert sie so der internationalen wissenschaftlichen Gemeinde. Die Übereinstimmungen bis ins Detail einschließlich der jung zu datierenden Fundsituationen lassen die Vermutung zu, dass beide Ereignisse, so denn der Nalbach-Impakt zweifelsfrei feststeht, zeitgleich stattfanden und dass man in diesem Fall von einem ungeheuer großen Wirkungsbereich eines Impaktes mit mindestens 500 km Ausdehnung ausgehen muss.

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NEOS (NEAR-EARTH OBJECTS): NASA meldet Nr. 10.000

In einer aktuellen Nachricht der NASA (http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2013/24jun_neo/) wird vom Auffinden des 10.000sten Near Earth Object berichtet – dabei handelt es sich um ein Objekt mit einer Größe von etwa 300 m. Im Vergleich: Das Objekt, das jüngst die verheerende Wirkung in Russland verursachte (Chelyabinsk), soll  etwa ein Zehntel dieser Größe gehabt haben. Die Schätzungen für die Anzahl der Objekte wie bei Chelyabinsk belaufen sich auf ca. 1 Million. Das neu entdeckte 300 m-Objekt hätte  bei einem Eintritt in die Atmosphäre etwa die hundertfache Energiefreisetzung  und würde bei einem Impakt einen einige Kilometer großen Einschlagskrater bilden und regional gewaltige Schäden anrichten. Bisher belaufen sich die Entdeckungen der Größenklasse 300 m bis 1 km auf knapp 3000 Objekte.

Von den bisher festgestellten 10.000 Objekten sind knapp 10 % im Bereich von 1 bis mehrere Kilometer anzusiedeln – mit entsprechend katastrophalen Auswirkungen bei einem Einschlag vielleicht ähnlich dem Riesereignis. Hier wird der Impaktor mit einer Größe von ca. 1 km angenommen.

Von grob 1 km Projektilgröße wird auch beim Chiemgau-Impakt ausgegangen. Wegen der Größe des Streufeldes wird auf einen Kometen oder einen ganz locker gebundenen Asteroiden (Beispiel Asteroid 253 Mathilde) geschlossen.

Über die Häufigkeit von Einschlägen auf die Erdoberfläche oder deren Wahrscheinlichkeit lassen sich bei diesen Vergleichen allerdings keine Schlüsse ziehen.

Mehr zu dem Verlauf der NEO-Sichtungen findet sich hier: http://neo.jpl.nasa.gov/stats/.

Chiemgau-Impakt akut: Plötzliche neue Donnerloch-Einbrüche im Raum Kienberg

Exakt pünktlich zur Exkursion von Geologen aus Ober-, Mittel- und Unterfranken im Chiemgau-Kraterstreufeld (siehe hier) machten sich die Geologie-Götter das Vergnügen, direkt auf das geologische Phänomen der Donnerlöcher beim Chiemgau-Impakt hinzuweisen und an mehreren Stelle mehr oder weniger gleichzeitig – möglicherweise als Folge der vielen Niederschläge – den Erdboden einstürzen zu lassen. Gleich an vier Stellen auf einem Maisacker und in einer Wiese war es zu den spontanen Einstürzen gekommen (Abb. 1, 2, 3).

Abb. 1. Juni 2013; frisch eingebrochenes Donnerloch bei Kienberg.

Geologisch besonders signifikant aber auch besonders bedenklich erweist sich ein kleinerer Einbruch, der aber nur den Randbereich einer großen, kreisförmigen Struktur mit 7 m (!) Durchmesser eines sich offensichtlich in Bewegung befindlichen Donnerloches markiert (Abb. 4, 5, 6). Dieser möglicherweise sehr bald komplett einstürzende Bereich liegt unmittelbar neben einer Straße, und es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, das Gefahrenpotenzial für den Verkehr, aber auch für den Landwirt, der den Acker u.U. mit schwerem Gerät befährt, zu sehen. Erdfälle mit anderen Ursachen wie Karbonat- und Salinarverkarstung, aber auch Unterspülungen mit Hohlraumbildung nach größeren Hangrutschen, sind vielfach bekannt und haben auch mitten auf  Straßen zu plötzlichen gefährlichen Einbrüchen geführt.

Vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), geologischer Dienst mit der Abteilung Ingenieurgeologie, Georisiken,  wurde das Thema erst kürzlich auf Initiative von Dr. Robert Huber, einem erklärten Gegner des Chiemgau-Impaktes, aufgegriffen, dabei aber das Gefahrenpotenzial durch den verantwortlichen Abteilungsleiter Dr. Poschinger als gering eingestuft.

Mehr zum generellen Thema des Donnerlochphänomens, zum Zusammenhang mit dem Chiemgau-Impakt und zum Pendant bei der schweren Bebenserie des New-Madrid Erdbebens in Missouri in den USA in den Jahren 1811/1812 steht HIER.

„Chiemgau-Impakt akut: Plötzliche neue Donnerloch-Einbrüche im Raum Kienberg“ weiterlesen

Chiemgau-Impakt: neuer Artikel zu Kohlenstoff-Allotropen in Funden aus dem Meteoritenkrater-Streufeld

From biomass to glassy carbon and carbynes: evidence of possible meteorite impact shock coalification and carbonization

K. Ernstson, T. G. Shumilova, S. I. Isaenko, A. Neumair, M. A. Rappenglück

memorial proceecings front cover

Kurz nach der Mineralogie-Tagung vom 19. – 22. Mai 2013 in Syktyvkar ist der 546-seitige Tagungsband mit den Beiträgen erschienen:

Modern problems of theoretical, experimental and applied mineralogy (Yushkin Memorial Seminar–2013): Proceedings of mineralogical seminar with international participation. Syktyvkar: IG Komi SC UB RAS, 2013. 546 p.

In dem oben genannten Beitrag von Ernstson et al. geht es um die vielen verschiedenartigen Kohlenstoff-Modifikationen (darunter der Chiemit mit Belegen höchster Drücke und Temperaturen bei der Bildung), die auf eine Schock-Inkohlung der beim Impakt im Chiemgau betroffenen Vegetation hinweisen. Schock-Inkohlung meint dabei, dass, anders als bei der geologisch langandauernden Kohlebildung (organisches Material > Torf > Braunkohle > Steinkohle > Anthrazit) eine direkte Umwandlung von organischem Material (vor allem Holz, Torf) in höchste Inkohlungsstufen wie den glasartigen Kohlenstoff und den Chiemit spontan durch die extreme Schockwirkung erfolgte. Dafür geben viele Funde überzeugende Argumente, wie Kieselalgen (Diatomeen) und Cyanobakterien in dichtem, hartem, glasartigem Kohlenstoff und Holzreste, die in den Hochtemperatur-/Hochdruck-Chiemit „eingebacken“ sind.

Der Artikel aus dem Tagungsband kann HIER angeklickt werden. Das dazugehörige POSTER kann ebenfalls angeklickt und heruntergeladen werden.